Für die Wahrheit ist es nie zu spät

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owenmeany Avatar

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Mit einer großen Erwartungshaltung nahm ich das neue Buch des Starautors Martin Suter in Angriff. Viele Seiten lang konnte ich den Hype nicht nachvollziehen, der dem Roman gleich nach Erscheinen Bestsellerstatus verlieh, denn anfangs erschien mir die ganze Story etwas statisch, aufgebläht durch die endlosen Aufzählungen luxuriöser Speisen und Getränke, die dem Studenten Tom im Laufe seiner Tätigkeit mehr oder weniger aufgezwungen werden und seine Gesundheit belasten.

Was will Suter damit bezwecken: seinen edlen Geschmack präsentieren oder seinen Protagonisten Dr. Stotz in eine Aura des Exklusiven hüllen? Wie Tom wurde ich dessen bald überdrüssig, und erst nach über der Hälfte des Buchs nahm ich die Lektüre einigermaßen mit Spannung auf.

Suter führt uns durch die Wendungen der Geschichte wie durch einen Irrgarten, in dem Tom falschen Spuren folgt, wieder umkehrt und wie durch Zufall neue Fährten aufnimmt. Die ausgeklügelte Dramaturgie windet sich in Form einer Spirale zum Ende hin in immer engeren Kreisen. Diese geschickt angelegte Konstruktion besteht aus einem Vexierspiel aus Wahrheit und Lüge. Die Personen erscheinen mir jedoch in all ihrer Rätselhaftigkeit blass, kaum mit Leben erfüllt und keineswegs zur Identifikation einladend.