Liest sich wie ein fabelhafter Drink vor dem Kamin

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Rezension zu "Melody" von Martin Suter

Der "Grand Sir" der Belletristik hat es schon wieder getan: Einen spannungsgeladenen Pageturner und gleichzeitig angenehm langsamen Roman geschrieben. Eine Geschichte kreiert, die permanent zwischen Heiterkeit und Horror wandelt. Wohlfühlmomente wechseln sich mit Gänsehaut ab. Daneben (als wäre das heutzutage noch das Selbstverständlichste der Welt) sind die Fakten, Orte und Hintergründe derart akribisch genau, von der Ursprungsquelle weg recherchiert und wahrheitsgetreu widergegeben.
Jeder Roman vom Autor Martin Suter, den ich bis jetzt lesen durfte, wies diese Eigenschaften auf. Es zeugt schon davon, dass Martin Suter sein Handwerk beherrscht - es auch als solches sieht. Hinter seinen Geschichten stehen große Konzepte und so ist es auch kein Wunder, dass er uns Leser:innen immer wieder mit den Plot-Twists und Enden seiner Erzählungen überraschen kann.

Kurz zum Inhalt:
Der spätberufene Jus-Absolvent Tom wird vom ehemaligen Politiker und mittlerweile äußerst wohlhabenden Privatier Dr. Stotz angestellt, um seinen Nachlass zu ordnen, zu verwalten und ins "rechte Licht" zu rücken. Unterkunft in der Villa des alten, leider schwer kranken Herrn und Verpflegung sowie Kamingespräche und jede Menge Alkohol inklusive. Dabei fällt Tom auf, dass es im Leben von Dr. Stotz die meiste Zeit um seine vor langer Zeit verschwundene Verlobte namens "Melody" geht. Doch nach und nach häufen sich Hinweise darauf, dass Dr. Stotz nicht immer ganz die Wahrheit sagt. Oder doch? Was steckt hinter der mysteriösen Dame Melody und wer ist Dr. Stotz wirklich?

Das Cover des Romans passt auch wirklich sehr gut! Wenngleich ich mir Melody ein bisschen anders vorstelle, so ist das Gemälde doch sehr treffend gewählt. Haptik und Größe des Buchs wie immer beim wunderbaren Diogenes-Verlag perfekt.

Zwischenzeitlich konnte und wollte ich "Melody" nicht aus der Hand legen. Am liebsten hätte ich Seiten übersprungen, um herauszufinden wie es denn ausgehen wird!
Gleichzeitig konnte ich so viele Details genießen! Die Kamingespräche mit Dr. Stotz waren so bildschön erzählt, dass ich beinahe meinte selbst dort zu sitzen. Ich habe Tom um seinen Job beneidet und im nächsten Moment Angst um sein Leben gehabt. So vermag es der Autor mit den Emotionen seiner Leser:innen zu spielen.

Besonders hervorheben möchte ich auch noch die Ausarbeitung und Beschreibung der italienischen Küche der Haushälterin und Köchin von Dr. Stotz. Am liebsten wäre mir ein begleitendes kleines Kochbuch zum Roman oder ausgewählte Rezepte am Ende des Buchs (so wie beim Roman "Der Koch"). Ich schwelge noch immer in den wunderbaren Tellern, die ich mir beim Lesen vorstellen durfte....mmmmhhh. Am Ende des Buchs gibt Martin Suter an vor allem vom Kochbuch"La mia cucina" von Patrizia Fontana mit Rezepten versorgt worden zu sein. Das werde ich mir wohl besorgen müssen :-)

Alles in allem ein unvergleichlich schöner Suter-.Roman mal wieder. Ich kann es nicht erwarten weitere zu lesen. Größte Leseempfehlung!