unterhaltsam, aber ohne Tiefgang

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pusteblume11 Avatar

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Dr. Stotz, ein sehr reicher und erfolgreicher Mann, möchte in den wenigen Monaten, die er noch zu leben hat, dass sein Leben dokumentiert und geordnet wird und eventuell Unerwünschtes auch vernichtet wird. Für diese Aufgabe stellt er den jungen Juristen Tom Elmer ein. Dieser soll für ein Jahr in der Villa von Dr. Stotz arbeiten und wohnen und sich um die Dokumentation und Ordnung des Nachlasses kümmern.
Überall in der Villa finden sich Bilder von einer jungen Frau. Sehr bald erfährt Tom, dass es sich dabei um Melody handelt. Melody, die unter rätselhaften Umständen verschwand, war die große Liebe von Dr. Stotz.
Jahrelang hat er ohne Erfolg nach ihr gesucht und ihr Verschwinden nie überwunden. Nach und nach erzählt er seinem neuen Angestellten die ganze Geschichte. Aber ist es wirklich die ganze?

Die Leseprobe hat mir gefallen und ich wollte wissen, was mit Melody wirklich geschehen ist. Die Geschichte ist solide und eingängig und einigermaßen unterhaltsam geschrieben und sehr leicht zu lesen. An einem Abend war ich fertig.

Aber es fehlt an Tiefgang und echten Emotionen. Die Charaktere sind unterkomplex. Tom als Protagonist ist nichtssagend und blass. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und einer weiteren Figur ist flach und ohne Charme. Sie entsteht einfach aus dem Nichts. Dr. Stotzs Figur ist die einzige, die über so etwas wie Einzigartigkeit verfügt. Wogegen die Hausangestellten von Dr. Stotz sehr klischeehaft sind: der verschwiegene, treue Butler und die mütterliche, italienische Köchin, die ganz tolle Gerichte zaubert.

Mir wäre es lieber gewesen, wenn der Autor sich mehr Zeit für seine Figuren genommen hätte, statt so ausführlich über die Speisen und die teuren alkoholischen Getränke zu schreiben, die sie zu sich nehmen. Ohne diese Ausführungen wäre das Buch um einiges kürzer geworden.

Die Fragen nach Dichtung und Wahrheit, nach Selbstdarstellung und Außenwirkung und was nun Wahrheit bedeutet und welche Rolle all das im Leben von Dr. Stotz gespielt hatte, fand ich spannend. Diese Dinge hätten auch ruhig mehr Raum einnehmen und ausführlicher behandelt werden können, statt nur kurz erwähnt zu werden. Leider hat der Autor andere Prioritäten.
Alles in allem ist "Melody" ist ein mittelmäßiges Buch, das nicht in Erinnerung bleiben wird.