Gelungene Atmosphäre – das wird jedoch zum Problem der Zielgruppe

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weltenreiserin Avatar

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Zunächst muss ich sagen, dass ich das Cover sehr gelungen finde, da sich einige Elemente darauf wiedererkennen lassen, die im Laufe der Geschichte eine bedeutende Rolle spielen, auch wenn es im ersten Moment ein wenig überladen aussieht. Optisch ansprechend ist es jedoch allemal.

Der Anfang hat mir noch um einiges besser gefallen als das Cover! Die düstere Novemberstimmung und Hollys Einsamkeit sind überzeugend und anschaulich beschrieben, weshalb die Atmosphäre sehr geglückt ist. Auch die Charaktere werden so detailliert beschrieben, dass man sich ein genaues Bild von ihnen machen kann. Insbesondere die Beschreibung des ständig verschnupften Großonkels Quentin ist mir dabei positiv herausgestochen. Allgemein gilt im Hinblick auf die Charaktere anzumerken, dass wir eine geniale Vielfalt vorfinden. Von Holly, der sympathischen Protagonistin, über eine unterhaltsame Ilana zu auch so manchem Charakter, in dem man sich dann doch mehr getäuscht hat als erwartet, hat das Buch wirklich vieles zu bieten. Diese schaffen es dementsprechend, Spannung in den Verlauf zu bringen. Was ebendiese Spannung angeht, wird nicht lange gezögert. Schnell geschehen einige Sachen, die sich nicht gleich erklären lassen, aber doch alle einen größeren Zusammenhang zu haben scheinen. Und Holly steht dabei im Zentrum von allem. Das macht das Abenteuer natürlich noch um einiges spannender, denn Holly birgt mit ihrem Mut, außer bei Spinnen, und ihrer Sympathie viel Identifikationspotential für kleinere Leser. Somit gelingt es der Autorin, Rätsel über Rätsel aneinanderzureihen und geschickt untereinander zu verknüpfen sowie zugleich die Leser an das Geschehen zu fesseln und somit den Lesefluss anzuregen.

Dem trägt der angenehme Schreibstil definitiv bei, auch wenn ich zugegeben von der Wortwahl überrascht, wenn nicht sogar erschlagen bin. Diese wirkt zwar durchaus eloquent, jedoch an manchen Stellen auch ein wenig drüber. Denn das Kinder vielleicht noch den Begriff Patchworkdecke kennen, kann ich mir vorstellen, derweil dies bei Makramee bereits ganz anders aussieht, wobei dies nur Beispiele einer Seite sind. Das trägt zwar der Anschaulichkeit durchaus bei, verfehlt dennoch meiner Meinung nach die Zielgruppe. Des Weiteren muss ich kritisieren, dass die Geschichte der Zeitreisen sehr komplex ist und selbst ich, als erwachsene Leserin, da nicht gleich durchgestiegen bin. Dennoch hat mir das Ende wieder sehr gefallen, da einfach alles abgerundet wirkt, ein Happy End vorliegt und alle offenen Fragen geklärt wurden.
Zur Gestaltung des Buches gilt zudem anzumerken, dass die Idee, den ersten Buchstaben des jeweiligen Kapitels zu verzieren, eigentlich schön ist, doch gerade bei Kapitel 1 für Verwirrungen gesorgt hat, da das I nicht sofort entdeckt wurde. Die Kapitellänge war jedoch umso angenehmer, da es sich meist um etwa zehn Seiten handelte. Auch das Bild zu jedem Kapitel war ganz nett zur Auflockerung zwischendurch, da man auch darüber rätseln kann, was nun folgen mag und somit hier wieder die Neugierde geweckt wurde.

Schlussendlich lässt sich somit festhalten, dass das Buch größtenteils sehr gelungen ist, wobei der große Wortschatz und die Komplexität der Storyline im Hinblick auf die Zeitreisen jedoch zugleich zum Problem der jüngeren Leser werden können. Nichtsdestotrotz überzeugt das Buch mit einer interessanten Idee, abwechslungsreichen Charakteren und fabelhaften Beschreibungen.