Spannende Zukunftsvision

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möp Avatar

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"Memoria" skizziert eine düstere Vision eines Deutschland in naher Zukunft. Die Auswirkungen des Klimawandels manifestieren sich in immer häufigeren Extremwetterereignissen und verheerenden Waldbränden. Die soziale Kluft vertieft sich zusehends, während die Mittelschicht langsam schwindet. Die Reichen schotten sich hinter Sicherheitsvorkehrungen ab, während die Armen in verlassenen Unternehmensgebäuden Zuflucht suchen.

Die Protagonistin Harriet wird zur Heldin, als sie bei einem der Waldbrände das Leben einer älteren Frau rettet. Diese Fremde spricht sie mit Namen an und scheint sie zu kennen, doch für Harriet ist diese Frau völlig unbekannt. Diese mysteriöse Begegnung lässt Harriet nicht mehr los. Verzweifelt versucht sie, sich zu erinnern, doch je mehr sie ihr Gedächtnis strapaziert, desto flüchtiger werden die Erinnerungen. Realität und Traum verschwimmen, und schließlich trifft Harriet die Entscheidung, nach München zurückzukehren, an den Ort ihrer Kindheit, in der Hoffnung, dort die Wahrheit zu finden.

Der Schreibstil ist flüssig, jedoch eher sachlich und distanziert. Dieser Erzählstil harmoniert auf gewisse Weise mit der dargestellten Gesellschaft, weshalb ich ihn nicht als störend empfand. Das Buch ließ sich jedenfalls sehr schnell lesen. Die Geschichte vermochte mich auch zu fesseln, obgleich ich einige Ungereimtheiten feststellen musste. An der ein oder anderen Stelle hat die Autorin es sich zu einfach gemacht und zu viel auf merkwürdige Zufälle verlagert. Auch war insbesondere das Verhalten von Harriets Mutter nicht wirklich nachvollziehbar und in sich widersprüchlich.

Das war schade, gleichwohl aber war "Memoria" ein spannender Roman, der mich wiederholt zum Nachdenken anregen konnte.