Wenn man den eigenen Erinnerungen nicht trauen kann

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justm. Avatar

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Eigentlich hätte ich mit „Memoria“ von Zoë Beck nicht besonders viel anfangen können dürfen, denn wie sich herausstellte hat das Buch nicht nur ein Element, mit dem ich in Geschichten nichts anfangen kann, sondern sogar zwei: Da sind zum Einen dystopische Welten und zum Anderen Science-Fiction. Beides wirklich nicht meine Tasse Tee.

Beck malt hier also ein düsteres Bild der „nahen Zukunft“, wie es im Klappentext heißt, bleibt dabei aber gleichzeitig vage genug, so daß man das Gefühl hat, es könnte tatsächlich genauso kommen. Ähnlich ist es auch bei der doch recht Sci-Fi-mäßigen Auflösung ihrer Geschichte, die aber eben auch genauso irgendwann passieren könnte.
Dieses Fantastische, das dennoch in der Realität verhaftet ist, machte es mir vermutlich leichter mich mit den, mir doch eher fremden, Erzähl-Elementen anzufreunden.

Letzten Endes wird „Memoria“ aber durch seine eigentliche Geschichte, Harriets Geschichte, getragen. Harriet, die sich nach einer unerwarteten Rettungs-Aktion plötzlich mit Erinnerungsfetzen konfrontiert sieht, von denen sie nicht weiß, wo sie herkommen. Ob sie überhaupt ihre eigenen sind.
Und so begibt man sich mit ihr zusammen auf die Suche: nach ihren Erinnerungen, ihrer Vergangenheit, vor allem aber nach der Wahrheit.

Ich empfand dabei das Erzähl-Tempo als relativ schnell, aber zu keinem Zeitpunkt als unübersichtlich. Und auch wenn die Geschichte sicher ihre Spannung hatte, so würde ich sie nicht als Thriller einstufen wollen. Auf jeden Fall möchte man aber wissen, was eigentlich los ist bzw. war.

Dabei ist das „alles auslösende Ereignis“ definitiv weit vor seiner Enthüllung zu erahnen. Beim Lesen trifft es einen dennoch wie ein Faustschlag. Und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, daß die Auswirkungen dessen, dann doch irgendwie nicht richtig, vielleicht auch nicht ganz vollständig, beleuchtet wurden.

Nichtsdestotrotz war es für mich, überraschenderweise, wenn man die eingangs genannten Erzähl-Elemente bedenkt, eine runde Geschichte mit rundem Ende, so daß ich 3,5 Sterne vergeben möchte.