Golden Moments

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annnnnnna Avatar

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Blair Alderidge ist 24 und verloren. Einst gefeiert, heute durch exzessive Partys, Alkohol und Männer ein Lieblingsopfer der Yellow Press. Nach einem schweren Schicksalsschlag zieht sie sich nach St Ives zurück und sucht Heilung, einen Ort, an dem sie wieder zur Ruhe kommen kann.

Doch dort ist auch Connor. Er ist der beste Freund ihres verstorbenen Bruders Sam. Ausgerechnet er soll ihr künstlerisches Projekt mit der Kamera begleiten. Die Bilder sind für eine Ausstellung in der Tate St Ives gedacht, sie sollen den Entstehungsprozess sichtbar machen. Zwischen ihnen entsteht sofort Nähe und eine unausgesprochene Anziehung. Und doch liegt zwischen ihnen all das Ungesagte, das schwerer wiegt als jedes Wort.

Diese Struggles der beiden war beim Lesen stellenweise echt anstrengend. Ja, Connor war Sams bester Freund. Aber ist das wirklich ein Grund, die gegenseitige Anziehung so lange zu ignorieren? In St Ives scheinen Blair und Connor in einer eigenen Bubble zu leben. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob sie außerhalb dieses Ortes, zurück in London, überhaupt eine echte Chance hätten.

Eine leise Veränderung bringt Millie, der Blair zufällig begegnet. Durch ihre Aquarellkurse findet Blair langsam zurück zu ihrer Kreativität. Auch Millie kennt Verlust. Sie spricht Blair Mut zu und sagt einen Satz, der nachhallt:
„Ich glaube, du hast noch sehr viel Kraft, Sweetheart. Du musst einfach anfangen, sie zu benutzen.“ (Zitat S. 268)

Der Schreibstil von Gabriella Santos de Lima ist ruhig, präzise und intensiv zugleich. Der Flow, die klaren Beschreibungen der Orte und die Intensität der Gefühle haben mich sehr beeindruckt. Die Längen zu Beginn verzeiht man gern, weil aus einem leisen Sog langsam eine Wucht entsteht, die einen völlig mitnimmt. Blair und Connor sind vielschichtige Figuren mit tiefen Narben. Gerade das macht sie so glaubwürdig.

Für mich erzählt memories so golden like us davon, dass man sich selbst wiederfinden muss, um nach einem schweren Verlust weiterleben zu können. Der Weg dorthin ist nicht leicht. Aber er lohnt sich. Immer.