Hat mich nicht vom Hocker gerissen

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mei.ke Avatar

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„Memories so golden like us“ von Gabriella Santos de Lima ist der zweite Band und eine Art Fortsetzung von „Moments so blue like your love“. Auch ohne den ersten Teil gelesen zu haben, lässt sich die Geschichte gut verstehen: Während dort Sam und Emmie im Mittelpunkt standen, erzählt dieser Band die Geschichte von Blair (Sams Schwester) und Connor.

Das Cover wirkt für meinen Geschmack etwas nichtssagend, was schade ist. Da Blair als Künstlerin beschrieben wird, die expressiv und farbenfroh arbeitet, hätte ein kraftvolles, ausdrucksstarkes Cover gut gepasst.

Thematisch geht es vor allem um Trauerbewältigung, den Mut, wieder nach vorn zu blicken, und die Suche nach sich selbst. Gleich zu Beginn weist die Autorin auf sensible Inhalte hin; auch Bodyshaming und Slutshaming werden als Trigger angemerkt.

Die Story war insgesamt solide, der Schreibstil ebenfalls, wenn auch stellenweise zu dramatisch und mit vielen Wiederholungen in Gedanken und Ansätzen. Als „spicy Romance“ verwendet das Buch das Wort „vögeln“ fast inflationär, was mir teilweise etwas too much war.
Einige Gedankengänge von Blair konnte ich nicht nachvollziehen; ihr lauter, direkter Charakter ließ sie in manchen Situationen unsympathisch erscheinen – vermutlich bewusst so angelegt.
Mit Blairs Welt konnte ich mich nur schwer identifizieren: reiche, berühmte Eltern, die ihre Wohnung finanzieren und eine Wunschkarriere ermöglichen.

Die Männerfiguren – abgesehen von Connor und dem verstorbenen Sam – sind sehr klischeehaft: alles egoistische Machos, die nur an das eine denken. Connor hingegen ist der perfekte Prince Charming: attraktiv, gebildet und mit 27 bereits beruflich erfolgreich. Das wirkte für mich etwas zu glatt und unrealistisch. Auch die scheinbar mühelose Trauerbewältigung der Eltern, die ein Jetset-Leben führen, empfand ich als befremdlich. Sie scheinen den Verlust ihres Sohnes wesentlich besser wegzustecken als Blair; das fand ich seltsam.

Positiv hervorzuheben ist jedoch die starke Präsenz des Themas Selbstliebe, das eine wichtige Botschaft transportiert.
Leider hat das Buch nicht den Wunsch in mir geweckt, auch noch den ersten Band zu lesen.