Als Comic getarntes Sachbuch - aber in gut :)

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
liriel Avatar

Von

Das Buch sprach mich vom Cover her an - ich gebe zu, ich bin ein Coverjunkie.
Der Klappentext bzw. die Leseprobe bestätigte das flotte und dynamische Cover, also für mich eine klare Habenwill-Entscheidung.
Außerdem mag ich Comics, auch wenn ich selten mal dazu komme, einen wirklich guten Comic zu lesen - vieles ist heute gleichförmige Massenware und spricht mich eher wenig an.
Spoileralarm: dieses hier ist eine der wenigen sehr angenehmen Ausnahmen.

Das Thema ist ungewöhnlich umgesetzt, eine persönliche Zeitreise mit actionreichen Erlebnissen des Hauptcharakters anstelle der sonst üblichen und oft langweiligen restrospektiven Betrachtung - immerhin geht's hier um Anthropologie und Archäologie, also um Themen für die man sich entweder interessiert oder auch nicht; und prähistorische Menscheitsgeschichte ist mangels wirklich eindeutiger Spurenlage oftmals etwas das viele Autoren und Wissenschaftler sich nur im Konjunktiv zu beschreiben trauen; daher häufig trocken und langweilig.
Nicht so in diesem Buch, der Protagonist, ein etwa zehn- bis zwölfjähriges, sehr energiegeladenes androgynes Kind, begibt sich mittels magischer Technologie auf eine Zeitreise und springt in die prähistorische Vergangenheit der Erde wo dann prompt actionreiche Erlebnisse warten.

Wie es sich für ein Comicbuch gehört, ist der Schreibstil eher knapp; der Text in den Sprechblasen enthält nur die für die Story unbedingt wichtigen Informationen. Längere Texte würden da aber auch nur stören - zusätzliches Wissen erhält man, wenn man die Randbemerkungen mitliest, die sich immer auf die Hauptstory der Seite beziehen auf der man gerade ist.

Mindestens genauso wichtig ist bei einem Comic jedoch auch der Zeichenstil - und der ist hier hervorragend. Detailgetreu wo nötig, nicht übertrieben, schon gar nicht übertrieben niedlich, actionreich jedoch nicht effektheischend. Die Farben fand ich persönlich grell und ungewöhnlich, aber nicht unpassend. Kinder dürften das toll finden.

Die Charaktere machen einen authentischen Eindruck und werden dem Leser bereits nach wenigen Seiten sympathisch, sowohl der Hauptprotagonist als auch die Nebenrollen. Dass es ein klein wenig übertrieben erscheint dass ein körperlich gehandicaptes Kind mal eben so zusammen mit einem iPad-artigen Digitalassistenten auf eine nicht ganz ungefährliche Abenteuerreise geht und keine erwachsene Aufsichtsperson daran Anstoß nimmt, ist schon okay - schließlich ist es ein Comicbuch und da muß nicht immer alles superduperlogisch sein. Der Zielgruppe von älteren Kindern bis zu jüngeren Jugendlichen wird es sicherlich nicht auffallen; in Comics sind schon ganz andere ungewöhnliche Dinge passiert.

Die Story ist in sich konsistent und schlüssig, der Leser kann nachvollziehen was geschieht und warum - und ganz nebenbei erfährt man eine ganze Menge an Informationen über Archäologie und Anthropologie sowie über die wissenschaftliche Arbeitsweise.

Alles in allem ein lesenswertes Buch - nicht nur für die eben genannte Zielgruppe. Definitiv ein Buch, welches man gern auch ein zweites und weiteres Mal in die Hand nehmen wird. Es läßt sich schnell und flüssig lesen, die Informationen sind leicht verdaulich und am Schluß ist man als Leser zwar erfreut dass die Abenteuerreise gut ausgegangen ist und alles geklappt hat, aber traurig dass das Buch schon zuende ist.
Trotz des wissenschaftlichen Themas und der doch erstaunlich hohen Informationsdichte ist der Sprachstil so einfach gehalten dass auch zehnjährige Kinder das Buch allein lesen können dürften; zumindest ohne allzuviel Hilfe.