Eindringliche Wiederentdeckung

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"...wenn wir jung sind dann arbeiten wir und wenn wir alt sind dann können wir betteln."

Fundholz, Grissmann, Sonnenberg, Tönnchen, Minchen sind Menschen im sozialen Abseits oder "...neben dem Leben", die, gezeichnet von der Wirtschaftskrise, im Berlin der Zwischenkriegsjahre von Tag zu Tag (über-)leben und ihren Frust bzw. ihre Perspektivlosigkeit abends im Fröhlichen Waidmann vertrinken. Es ist eine Geschichte über die Verlierer, Bettler, Arbeitslose, Prostituierte, die sehr authentisch, ungeschönt und mit einer ungeheurigen Empathie skizziert und in Beziehung gestellt werden.

Die Geschichte des wiederentdeckten Romans ist genauso tragisch wie die Lebensgeschichte des Autoren, der mit nur 27 Jahren beim Untergang eines von einem deutschen U-Boot torpedierten Schiffes starb; gleichzeitig ist die Geschichte aber immer noch (viel zu) aktuell und vielleicht gerade deswegen so eindringlich, wenn auch manchmal die Simplizität mancher Charaktere Grund zum, leicht peinlich berührten, Schmunzeln bietet: "Die Freimaurer haben Logen [...] unser einer kommt überhaupt nicht ins Theater."

Mich hat dieses Buch und besonders die Hauptfiguren jedenfalls sehr berührt, und ich werde bestimmt noch eine ganze Zeit über die Parallelen zur heutigen Zeit nachdenken.