Eine stille Wucht

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Ich kannte den Hype um "Den Reisenden" nicht. Der Klappentext war eigentlich auf den Reisenden zugeschnitten.

Die erste Wucht, die mich getroffen hat war die Biogrphie des Autors. Und obwohl er den Nationalsozialmus hautnah erleben und erleiden musste, ist das Buch frei davon.
Es ist ein Tag im Leben der Berliner Underdogs Anfang der 30er.
Das ganze Elend anhand eines Panoptikums von verschiedenen Charakteren, die vom 1.Weltkrieg und von der Inflation gezeichnet wurden. Ein jeder auf eine andere Weise. Der Autor beschreibt recht nüchtern und klar und macht es dadurch für jeden nachempfindbar. "...und dennoch nicht aufhören das Leben zu feiern...", das habe ich leider nicht so empfunden. Die Lebensfreude trotz Elend? Für mich war es das letzte bisschen Leben, das man nach der Jagd nach Butterbroten und Pfennigen, herausqutschen konnte einfach zu nehmen bzw. zu ertränken. Weil der nächste Tag wird auch wieder grau.
Es ist ein Zeitdokument, das auch daher so einmalig ist, weil es einfach für sich steht und nicht mit dem Blick auf die kommenden Jahre in Berlin, Deutschland und Europa.