Grandiose Sozialreportage über das Berliner Lumpenproletariat in der Zwischenkriegszeit

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Der Roman „Menschen neben dem Leben“ von Ulrich Alexander Boschwitz ist 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen. Es handelt sich dabei um den Debütroman des Autors, dessen Namen durch den Roman „Der Reisende“ bekannt sein sollte.
Der Bettler Fundholz, sein durch ein Kindheitstrauma beeinträchtigter Freund Tönnchen und der Kleinkriminelle Grissmann sind die Hauptprotagonisten des Buches, welches Kriegsheimkehrer, Bettler, Prostituierte und Verrückte in den Mittelpunkt stellt. Hautnah erleben die LeserInnen die Gefühlswelt der ProtagonistInnen und deren täglichen Kampf ums Überleben. Abends wollen sie gemeinsam ihre Sorgen vergessen und ein paar freudige Stunden in einer Kneipe verbringen, bis an einem verhängnisvollen Abend im „Fröhlichen Waidmann“ die Frau des blinden Sonnenbergs mit Grissmann tanzt.
Ulrich Alexander Boschwitz hat mit „Menschen neben dem Leben“ ein authentisches Sittenbild über das Berliner Lumpenproletariat der Zwischenkriegsjahre geschaffen, ohne dabei mit erhobenem Zeigefinger zu zeigen oder die ProtagonistInnen ins Lächerliche zu ziehen und zu verurteilen. „Menschen neben dem Leben“ ist eine Hommage an das Heer der Arbeitslosen nach der Weltwirtschaftskrise, den zahllosen „Tipplern“ und „Bettlern“ die das Berliner Stadtbild in den 30er Jahren geprägt haben. Realitätsnah beschreibt er den Alltagskampf der ProtagonistInnen, zwischen der Suche nach der nächsten Mahlzeit und dem abendlichen Pfefferminzschnaps in der Lumpenkneipe und hat damit eine lesenswerte Sozialreportage geschaffen.