Querschnitt durch das Lumpenproletariat der Wirtschaftskrisenzeit

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Nach "Der Reisende" ist nun endlich auch "Menschen neben dem Leben" in Deutschland erschienen. Beide Bücher des deutschen Autoren Ulrich Alexander Boschwitz entstanden bereits in den 1930er Jahren, als Boschwitz sich im Exil befand. So erschienen beide Werke zunächst auch nur im Ausland, bis sie jetzt endlich (wieder) entdeckt wurden und auch in Deutschland veröffentlicht werden.
In "Menschen neben dem Leben" porträtiert Boschwitz verschiedene Menschen des Lumpenproletariats, der gesellschaftlichen Unterschicht im Berlin der frühen 1930'er Jahre. Im Wechsel werden die einzelnen Schicksale, die die Protagonisten meist abwärts zogen, beschrieben. Der Erste Weltkrieg, Wirtschaftskrise, Technisierung - das alles führt zu einer Abwärtsspirale, der die Handelnden sich nicht entziehen können. Jetzt suchen sie ihren Weg, sich über Wasser zu halten, nur manchmal mit der Hoffnung, wieder aufzusteigen, Arbeit zu finden, ein gesellschaftliches Leben zu führen. Manche bleiben dabei ehrlich, andere schlagen illegale Wege ein. So entsteht ein interessanter, verdichteter, auf mich authentisch wirkender Querschnitt durch das Lumpenproletariat der Wirtschaftskrisenzeit.
Auch die Stadt und ihre Entwicklungen werden dargestellt. Da Boschwitz offenbar schon gezielt für ein ausländisches Zielpublikum geschrieben hat, das dieses Berlin nicht kannte, ist es auch für Leser, die das Buch über 80 Jahre später lesen, sehr anschaulich und verständlich dargestellt.