Deprimierend real

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
engelsby Avatar

Von

Der Kriminalroman "Mexikoring" hat mich sehr überrascht. Er gehört zu den besten Kriminalromanen, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.

Es geht um die Staatsanwältin Chastity Riley, die mit der Polizei zusammen den Fall des ermordeten Nouri Saroukhan aufklären möchte. Dieser ist in seinem Auto verbrannt.
Der Name des Opfers ist den Ermittlern ein Begriff. Nouri gehört zu einer Clanfamilie, die sich in den Strukturen der organisierten Kriminalität bestens auskennt. Doch diese haben ihren eigenen Sohn und Bruder verstoßen und scheinen ihm keine Träne hinterherzuweinen. Stecken sie alle unter einer Decke? Wer könnte außerdem ein Motiv haben Nouri zu töten? Und was ist mit der anonymen, verzweifelten Frau, die den Notruf gewählt hat?
Chastity Riley und ihre Kollegen tauchen ein in eine Welt voller Gewalt und Macht, in der nichts als Geld und Ehre gelten.

Zunächst einmal muss ich auf das Cover zu sprechen kommen. Obwohl es vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist, finde ich es äußerst gelungen. Die Atmosphäre der Geschichte spiegelt sich auf diesem Cover wieder. Außerdem finde ich, dass es ein Blickfänger ist. Aber um das Cover soll es ja eigentlich gar nicht gehen.
Vielmehr sollte ich auf den Schreibstil der Autorin zu sprechen kommen. Dieser war nämlich ausschlaggebend für meine persönliche 5 Sternebewertung. Er ist zwar äußerst speziell, wie ich finde, aber er schafft es Spannung aufzubauen und Atmosphäre zu schaffen. Darüber hinaus kehrt der Schreibstil den Charakter der eher verschlossenen, auf den ersten Blick griesgrämigen Protagonistin nach außen, sodass sie für den Leser sichtbar wird. Er ist eher kurz und knackig, was auch die Kürze der einzelnen Kapitel zeigt.
Jedes Kapitel besteht aus einer Überschrift, die ich, und das muss ich einmal herausheben, sehr gelungen finde.
Die Atmosphäre des Buches ist sehr düster und melancholisch. Ungeschönt wird hier das Leben der Clanmitglieder, insbesondere der Frauen, beschrieben. Wir bekommen ungeschönte Einblicke in die Familienfehden und Werte der Clans.
"Ist nicht die Eleganteste, Ramis Schwester....Und weil sie viel isst, kostet sie viel Geld. Ehrlich gesagt wartet Rami ja seit 3 Jahren auf seine Kohle, ... dass einer die Schwester heiratet, und er das Geld für sie kriegt, dafür ist sie da."
Solche Sätze werden dem Leser um die Ohren gehauen und sind nicht minder erschreckend, weil sie in einem solch knallharten Ton vorgetragen werden.
Die Geschichte wird durch den Wechsel mehrerer Erzählstränge höchst interessant gestaltet und gibt uns ein Bild der verschiedenen Personen des Romans. Besonders Chastity Riley hat es mir angetan. Die taffe, deprimierte und zynische Staatsanwältin schafft es irgendwie mein Herz zu erweichen.
Zugleich unterhaltsam und gesellschaftskritisch konstruiert die Autorin einen spannenden und raffinierten Kriminalfall. Ich werde definitiv noch weitere Romane dieser Autorin lesen!