Groteske Ideen und viele durchsoffene Nächte - großartig wie immer

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ilonar. Avatar

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Am Anfang stand große Freude. Ein neuer Fall für Chas Riley in Hamburg und dann auch noch Glück in der Verlosung und das Buch gewonnen. Als es im Briefkasten steckte, sofort angefangen zu lesen und auch diesen mittlerweile 8. Band in einem Rutsch durchgelesen.

Simone Buchholz gelingt auch in diesem Roman wieder das, was sie in meinen Augen auszeichnet und das ist ihre ganz eigene und besondere Sprache. Aus Gedankenschnipseln werden Sätze, sehr eigenwillige manchmal und aus diesen wiederum werden Geschichten und aus diesen Geschichten wieder wird das Universum, das Hamburg heißt und das Simone Buchholz alias Chas Riley ganz offensichtlich liebt. Anders kann ich es mir nicht vorstellen, denn diese Liebe für die Stadt spricht aus all ihren Romanen. Und ihr gelingt es scheinbar mühelos, die Stimmung der Stadt und ihrer Menschen auf diese ganz besondere Weise greifbar zu machen. Immer wieder beschleicht mich beim Lesen das Gefühl, gerade mittendrin in dem Geschehen zu sein, von dem ich gerade lese.
Leider waren meines Erachtens die Passagen, die in Bremen spielen, in dieser Hinsicht etwas schwächer.

Worum geht es nun in diesem neuen Roman? In Hamburg brennen Autos, beinahe in jeder Nacht und in dieser Nacht sitzt noch ein Mensch in dem brennenden Fiat in der City Nord. Nouri Saroukhan ist der verstoßene oder verlorene Sohn eines Bremer Clans und damit sind wir mittendrin in der organisierten Kriminalität, in der Rivalität dieser oft verfeindeten Familienclans, deren Vorstellungen von Ehre und Moral uns mehr als fremd sind. Haben Nouris Herkunft und damit seine Vergangenheit etwas mit seinem Tod zu tun? Oder haben Kollegen aus der Versicherung, in der er gearbeitet hat und dort offensichtlich etwas entdeckt hat, dass er besser nicht entdeckt hätte, ein wenig nachgeholfen? Oder ist es vielleicht doch ein Suizid? Und – wer war die rothaarige Frau, die ein Kollege von Chas Riley kurz auf dem Parkdeck gesehen hat?

Nach zum Teil wunderbar bizarren Unterhaltungen und einigen durchsoffenen Nächten fügen sich die Ermittlungsergebnisse langsam zu einem Ganzen. Nicht an allen Stellen passen sie zu dem scheinbar Offensichtlichen und die Lösung ist eine andere als anfangs vermutet. Bis es aber soweit ist, spielt Simone Buchholz in bewährter Weise mit Ihrem Text und dem, was sie erzählen will. Beinahe hemmungslos springt sie zwischen Gegenwart und verschiedenen Vergangenheiten hin und her, erstaunt und überrascht uns stets auf Neue mit jedem Kapitel. Es war wieder ein wunderbarer Lesegenuss.

Deshalb fünf Punkte und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.