Rollenkonflikte

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bookworld91 Avatar

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Als Psychologin hat man immer wieder spezielle Klienten. Von Burnout bis Tablettensüchtig ist viel dabei. Doch was, wenn die unbekannte Halbschwester zu Therapiestunden kommen muss, um ihr Erbe zu erhalten? Diese Konstellation ist Ausgangslage in Mickey und Arlo.
Michelle genannt Mickey arbeitet als Erzieherin. Im Alltag ist sie darauf bedacht, ihre Schützlinge gut versorgt zu wissen, da sie in ihrer eigenen Kindheit oft sich selbst überlassen war. Im Kontrast dazu steht ihre unbekannte Halbschwester Charlotte genannt Arlo, die um ihren Vater trauert. Die Psychologin ist frustriert, da nicht sie, sondern die andere Tochter erbt- wenn diese bei ihr sieben Therapie Sitzungen absolviert…
Ich habe mich von dem Buch gut unterhalten gefühlt. Viele relevante Themen, die häufig tabuisiert werden, finden Platz. Wo ist für Erzieher eine klare Grenze im Bezug auf die Betreuung? Wie gehe ich mit einer mir unbekannten Halbschwester um? Und wie tief ist die Schuld des abwesenden Vaters im Bezug auf die vernachlässigte Tochter? All diese Fragen greift Morgan Dick in Mickey und Arlo auf. Kein Tabu, keine Grenze- die Fragen werden in einer verständlichen Sprache angegangen.
Was sich allerdings als Tabu herauskristallisiert sind Rollenkonflikte sowohl bei Mickey als auch bei Arlo. Während Mickey sich fragen muss, wo ihre Fürsorgepflicht endet beziehungsweise wo sie zu weit geht, muss Arlo damit klarkommen, dass ihre Klientin ihre Halbschwester ist, die das Vermögen ihres Vaters erben soll. Dabei verschwimmt Arlos Rolle als Therapeutin mit ihrem Groll beziehungsweise dem ihrer Mutter. Ich finde vor allem die Rollenkonflikte sehr spannend und gefühlsgeladen im ansonsten eher unspektakulären Plot. Da es zwischendurch etwas langatmig ist, gebe ich vier Sterne.