Naturschöner Liebes-Krimi

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marcialoup Avatar

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In Middletide entführt uns ein gut konstruierter Liebes-Krimi mit Drama-Anteil in bildhaft schöne Naturbeschreibungen, was man auf den ersten Blick so nicht erwarten würde.
Das Cover ist mir tatsächlich zu rot und obliegt mir nicht mehr der Romantik eines Sonnenuntergangs am See sondern geht schon in schreiend rote Warnfarbe über. Aber das ist ja nur äußerlich. Innen werden wir nach wenigen Seiten in den Bann der Geschichte gezogen, die zunächst mit ihren Zeitsprüngen zwischen den 70er-Jahren, den 80er und 90er-Jahren noch eine kurze Eingewöhnungsphase benötigt, bis man den Protagonisten erlegen ist und den Roman nicht mehr beiseite legen kann.
Uns begleitet ein ruhig fließender Text, der die Landschaft lebendig ausschmückt und uns in das Dorfleben einbettet, das von einem Mord aufgewühlt wird.

Nakita und Elijah versprechen sich an einem See im Wald, sich in 4 Jahren genau dort wiederzutreffen, denn Elija will in die große Stadt und Schriftsteller werden. Nakita bricht es das Herz, und sie ist es, die nach 4 Jahren am verabredeten Ort auftaucht – leider ohne Elijah, der erst Jahre später zurückkehrt, nach dem Tod seines Vaters und sich in dessen kleinem Haus als Selbstversorger versucht, da die Schriftstellerei gescheitert ist.
Der Sheriff des Ortes steht in den 90er-Jahren kurz vor der Pension, als plötzlich ein Mord, der wie ein Selbstmord wirkt, Fragen aufwirft. Die Tote ist Erin, die Dorf-Ärztin, die schon ein schweres Los im Lebenslauf verbuchen mußte. Auch Elijah’s Buch, das er in der Großstadt Jahre zuvor geschrieben hatte, wirft plötzlich Fragen auf.
Die Beziehungsgeflechte der Figuren sind intensiv und gut beleuchtet, jeder kämpft mit eigenen, teils schweren Schicksalen, die über Umwege zusammenzulaufen scheinen.

Klug durchdacht und überraschend wendungsreich schreibt die Autorin Sarah Crouch einen Roman, der bis zu einem nicht absehbaren Ende auf leise Art spannend bleibt.
Stellenweise hat mich die Umsetzung der Geschichte an Joel Dicker’s Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ erinnert. Deshalb bekommt dieses Buch von mir eine Empfehlung an die Leser, die krimiartige Rätsel in Romanform mögen.