Düster und spannend

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sternchenblau Avatar

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Genaues Beobachten ist für Waisenmädchen Mika überlebenswichtig. Das kommt ihr auch in den Mordermittlungen zugute, in die sie gerät, nachdem sie im Waisenhaus ein Neugeborenes entgegen nimmt. Mikas Stockholm Ende des 19. Jahrhunderts ist düster. Die Waisen- und Straßenkinder hungern. Für einen Kinderkrimi gestaltet Johan Rundberg diese Welt sehr realistisch und düster. Nichts für ängstliche Kinder, aber sehr gut geeignet für alle, die auch bei Armut und Leid nicht wegschauen möchte. Sie bekommen einen spannenden Krimi mit einer schlauen Heldin, inklusive des Vergnügens, Mikas genauen Beobachtungen zu folgen. Es steckt viel Empowerment drin, wie sie nach und nach den Respekt von Kriminalkommissar Hoff erlangt.

Die Sprache, gelungen übersetzt von Franziska Hüther, schildert zwar realistisch, geht aber nicht ins Detail und bleibt so für Kinder geeignet. Ich glaubte die klirrende Kälte zu hören und die schwedischen Orte und Namen katapultieren mich sofort nach Stockholm.

Nur wegen zwei Aspekten schwanke ich zwischen 5 und 4 Sternen: Das (Hör)Buch wirft einige spannende Fragen zu Gerechtigkeit, Schuld und Sühne auf. Zwar ist die angebotene Lösung dann völlig in Ordnung, die Überlegungen dazwischen fehlen allerdings. Und dann erbietet sich Mika bei der Auflösung eine Bedingung aus – bei der ich die Befürchtung habe, dass sie nicht eingehalten wird. Das ließ ein schales Gefühl zurück, weil die schlaue Heldin das selbst hätte bedenken müssen.

Ansonsten habe ich hier voller Faszination gelauscht, aber nichts für ängstliche Kinder. 4,5 von 5 Sternen.