Abgedreht!

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Die Idee find ich super: Das Leben, wie wir es kennen, spielt sich eigentlich nur noch online ab. Schon mit zehn Jahren können Kinder sich Implantate einsetzen lassen und treffen sich in virtuellen Räumen und Welten, haben dort sogar Unterricht. Luna, die Protagonistin, verweigert dieses virtuelle Dasein. Sie hat kein Implantat und gehört in der Schule zu einer kleinen Klassen Rebellen, welche offline unterrichtet werden.

Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als Luna einen Testtermin bei PareCo bekommt. Diese Firma ist das Fundament der virtuellen Welten und rekrutiert eigentlich nur die Besten. Definiert sind diese durch überdurchschnittliche Klugheit, aber auch Rationalität. Entscheidend in Mind Games ist, dass so manch intelligenter Mensch als "klugdumm" eingestuft werden kann, wenn er irrational handelt, d.h. wenn er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Die Jobs bei PareCo sind beliebt, denn nur die besten Programmierer bekommen sie und sollen dafür großzügig belohnt werden. Im Laufe der Story begleitet man Luna zum Testcenter, zu organisierten Rebellen-Organisationen und mitten ins Herz von PareCo.

Luna selbst fand ich klasse. Sie war mutig, aber nicht waghalsig. Beim IQ-Test erreicht sie eine der Spitzenpositionen und als klug habe ich sie ebenfalls empfunden. Trotzdem passieren im letzten Drittel des Buches überraschende Dinge, von denen Luna nichts geahnt hat und daran hat man gemerkt, dass auch sie kein Übermensch ist. Sie macht Fehler und diese werden ihr zu spät bewusst und das hat mir durchaus gefallen und Luna mehr Profil gegeben.
Ansonsten lernt man ein rebellisches Team namens "Die Würmer" etwas besser kennen, allen voran Gecko. Luna lernt ihn im Testcenter kennen und von dort an steht er immer wieder im Mittelpunkt ihres Lebens. Auch ihre längst verstorbene Mutter Astra und ihre vergangenen Machenschaften in den virtuellen Welten werden Luna noch das ein oder andere Mal ihren Kopf verdrehen. Ich muss sagen, dass mich außer Luna selbst kein Charakter so richtig verzaubern konnte. Es ist extrem viel Story und Spannung im Buch, doch mir kam es ein wenig so vor, als würden die Nebencharakter dabei auf der Strecke bleiben. Das fand ich etwas schade, denn die hätte ich mir ausgefallener und detaillierter beschrieben gewünscht.

Ich muss auch zugeben, dass ich mit der Story an sich ein paar Probleme hatte. Die erste Hälfte des Buches habe ich verschlungen, ich war begeistert und dachte "Wow, endlich mal wieder ein gutes, durchdachtes Sci-Fi-/Dystopie-Buch!". Doch dann nahm diese Gedanke rapide ab und wurde durch zunehmende Verwirrung ersetzt. Es passieren auf einen Schlag so viele Dinge in verschiedenen Welten und Zeiten. Die Welt, welche Teri Terry erschaffen hat, ist außerdem hochkomplex und die Regeln, die dort gelten, wurden nicht hinreichend gut erklärt. Schon zu Beginn des Buches hätte ich mir ein paar erklärende Sätze mehr gewünscht. Doch zum Ende des Buches überschlagen sich die Handlungen, es gibt so viele Überraschungen und Wendungen und das Buch zu lesen wurde zu einer richtigen Anstrengungen für mich. Die Handlung war einfach zu kompliziert, mir fehlte es an logischen Erklärungen, ich war selbst nicht mehr sicher, zu was Luna im Stande ist oder nicht. Ich wusste einige Seiten nicht einmal mehr, wer nun Gut und Böse darstellen sollte. Die Story war spannend und hat mich total mitgenommen, aber auch sehr kompliziert und immer schwerer verständlich. Am Ende war es so unglaublich abgedreht, dass ich einfach sagen muss, dass man mich enttäuscht zurückgelassen hat. Die Autorin hat da definitiv zu viel gewollt, mich als Leser aber nur ratlos und mit vielen Fragen zurückgelassen.

Der Schreibstil ist nichts Besonderes, aber gut und flüssig lesbar. Was ich gut fand, war eine Referenz auf ihre Gelöscht-Serie, welche eine der vielen virtuellen Welten darstellte und von Luna & Co zum Spielen betreten werden konnte. Außerdem ist das Buch in mehrere Teile unterteilt, welche mit Zitaten abgetrennt sind. Das fand ich ganz schön, vor allem, weil das Coverbild als Hintergrund für das jeweilige Zitat diente und damit immer wieder zur Geltung kam. Außerdem lohnt es sich bei diesem Buch die Danksagung zu lesen, denn dort wird nochmal der Grundgedanke "klugdummer" Menschen aufgegriffen und außerdem eines der Zitate vervollständigt, welches im Buch aufgrund der Handlung erstmal nur halb abgedruckt war.

Fazit:
Ich hatte leider mehr erwartet. Die Idee und das Setting haben mir supergut gefallen, genauso wie Protagonistin Luna. Anfang und Mitte des Buches haben mich absolut mitgerissen, doch zum Ende hin wurde mir die ganze Handlung zu abgedreht. Es mangelte an Erklärungen, dafür passierten so viele Dinge, dass man als Leser verwirrt und ratlos zurückgelassen wurde. Obwohl ich noch so viele Fragen hatte, war das Buch aber durchaus spannend zu lesen und ich habe viele Stunden am Stück damit verbracht, deswegen gibt es von mir noch 3 Sterne.