Der Knusperklub

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
zopfmadame Avatar

Von

"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?" ist ein Reim, den jedes Kind kennt. "Spieglein, Spieglein an der Wand, liegt die Lösung in ihrer Hand?" hingegen ist eine Frage, welche im Originalmärchen der Gebrüder Grimm nicht vorkommt - in Lucia Herbsts Variante des Klassikers Schneewittchen ist sie dafür umso wichtiger und sorgt für ordentlich Schwung im Märchenland.

"Mirror: Weiß wie Schnee" ist der Auftakt einer märchenhaften Trilogie. Im ersten Band verfolgen wir die Geschichte der Ärztin Lena, welche durch einen Zauberspiegel in eine märchenhafte Parallelwelt katapultiert wird und dort den Platz der bösen Königin aus dem Märchen Schneewittchen einnimmt, welche ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Schnell merkt die gutherzige Lena, dass die Märchenfiguren ihre Hilfe brauchen und so beginnt sie, um ein Happy End für ALLE zu kämpfen. Doch dieses Vorhaben erweist sich als äußerst schwierig - insbesondere, wenn man nicht weiß, wer der Bösewicht im Hintergrund ist, gegen den man ankämpft.

Passend zu einer magischen Geschichte, punktet "Mirror" schonmal optisch mit einem absolut zauberhaften Cover. Auch der Schreibstil ist märchenhaft angehaucht, wirkt aber trotzdem nicht übermäßig gestelzt und lässt sich somit leicht lesen.

Die Charaktere sind zwar teilweise anders, als wir sie aus den originalen Geschichten gewohnt sind, trotzdem bleiben sie aber recht eindimensional. Hier könnte man definitiv argumentieren, dass das einfach nur den Märchenstil widerspiegeln soll, ich persönlich hätte mich über ein bisschen mehr Tiefgang definitiv gefreut. Die Protagonistin Lena war recht typisch für diese Art von Geschichte, eine junge Frau welche auf Grund ihres übergroßen Herzens und dem Wunsch allen alles recht zu machen etwas überfordert mit ihrem Leben ist. Für meinen Geschmack, war sie etwas zu brav um mich von vollends sich zu begeistern, sympathisch ist sie aber auf alle Fälle. Die Nebencharaktere bleiben ebenfalls recht flach, trotzdem waren einige davon so liebenswert, dass ich sie sofort ins Herz geschlossen hatte (insbesondere sind hier natürlich die Mitglieder des Knusperklubs gemeint).

Wie in vielen Märchenadaptionen ist der Plot recht "straight forward" gehalten und es wird sich natürlich auch an dem ein oder anderen Klischee bedient. Mich hat das nicht gestört, da es meiner Meinung nach gut zum Genre passt. Gegen Ende hin wurde die Handlung dann etwas wirr und es sind in recht kurzer Zeit viele Dinge passiert, das hätte man eventuell auf 30 Seiten mehr etwas nachvollziehbarer erzählen können.
Auch in diesem Märchen darf eine Liebesgeschichte nicht fehlen, mir persönlich ist die Entwicklung dabei allerdings ein bisschen zu schnell gewesen - insbesondere mit dem Wissen, dass noch zwei weitere Bände folgen werden, hätte man sich hier etwas mehr Zeit lassen können, um realistischere Gefühlswandlungen darzustellen.

"Mirror: Weiß wie Schnee" erfindet das Rad der Märchenadaptionen definitiv nicht neu, trotzdem hat es mich durchgehend gut unterhalten. Lucia Herbst hat eine gemütliche Wohlfühlgeschichte erschaffen, welche in der nahenden kalten Jahreszeit von innen heraus wärmt und zum Beispiel gemütlich an einem Nachmittag vor dem Kamin gelesen werden kann. Als nette Geschichte für Zwischendurch bekommt "Mirror" insgesamt 3,5/5 Sterne von mir.