Ehrlich, echt und sehr liebenswert

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Inhalt
Thomas Major ist von der Welt und den Menschen angewidert und als sich die Möglichkeit bot, alles hinter sich zu lassen, hat er zugegriffen. Der erste Mensch auf dem Mars: ein Pessimist durch und durch. Wichtigstes Utensil auf dem Flug? Ein Kreuzworträtselheft. Oh und seine Musik, aber welche mit Verstand und Gefühl. So frei heraus und abgebrüht wie er denkt, ist er aber nicht. Sein wunder Punkt ist immer da.
Als er von der "Schrottnik I", wie er das kleine Schiff nennt, in dem er sich befindet, seine Exfrau anrufen will, ist die Nummer neu vergeben worden. Er hat die siebzigjährige, demente Gladys Ormerod am Telefon - und wird immer mal wieder mit ihr sprechen: ungewollt. Aber auch ihr zehnjähriger Enkel Jamie wählt die Rückruftaste. Thomas hilft dem Jungen bei seinem Naturkundeprojekt für einen Wettbewerb, denn nur wenn der Junge den gewinnt, kann die kleine Familie das Haus behalten. Seine fünfzehnjährige Schwester Ellie kann trotz drei Nebenjobs für nichts mehr garantieren. Und es gibt Menschen, die das verhindern und die Familie trennen wollen.


Meinung
Obwohl das Cover etwas anderes suggeriert, handelt es sich bei diesem Roman um eine feinfühle Geschichte voller Ironie und (schwarzem) Humor mit sehr sympathischen Figuren. Und trotz einiger kleiner Längen am Ende ist Barnett ein Page Turner gelungen.
Die Ormerods haben ein bisschen Pech gehabt, einige Jahre zuvor verstarb die Mutter bei einem Unfall und dann blieben beim Vater die Aufträge aus, so dass er sich auf eine gefährliche Sache einließ, die ihn schließlich ins Gefängnis gebracht hat. Großmutter Gladys wird mit ihren siebzig Jahren zunehmend dement und so bleibt es an der fünfzehnjährigen Ellie hängen, das Familienleben zu sichern. Neben der Schule hat das Mädchen drei Jobs, um die laufenden Kosten zu decken. Gladys, die sich in der modernen Welt nicht mehr gut zurechtfindet, kann mit den seltsamen Umschlägen wenig anfangen, die aber einen brisanten Inhalt verbergen. Sie werden das Haus verlieren, wenn sie nicht die Miete von mehreren Monaten nachzahlen: fünftausend Pfund.
Mitten hinein in diese Situation grätscht Thomas Major, der erste Mensch auf dem Mars und auf dem Weg zu eben diesem.
Dabei wird auch seine Geschichte, angefangen bei seiner Kindheit bis über Jugend und Heirat, geschildert, immer in eigenen Kapiteln, die einen rückblickenden Einblick gewähren, ohne die eigentliche Handlung zu lähmen. Der Griesgram vom Beginn wird immer menschlicher, seine Taten und Worte verständlicher. Zudem wächst ihm die Familie ans Herz, von der er nicht nur fasziniert ist, sondern auch Parallelen zu seinem eigenen Leben finden kann.
Gladys erzählt nur am Anfang selbst, später konzentriert sich die Handlung mehr auf Ellie und ihre Erlebnisse und natürlich Major Tom, wie die Presse ihn nennt. Die Figuren sind einzigartig charakterisiert worden, sehr liebenswert, sehr charmant und taff und gerade Thomas in seiner grumpeligen Art voller Esprit. Zudem war das seit langer Zeit einmal eine Story, die ich vom Handlungsverlauf her als sehr ausgewogen empfunden habe, jedes Kapitel an seinem Platz, keine Information zu früh oder zu spät. Leider ist die Flucht am Ende ein klein wenig zu ausufernd gelungen, das kann aber sehr schnell überlesen werden und natürlich hält Barnett ein Happy End bereit, so dass der Buchdeckel mit einem zufriedenem Seufzen zugeschlagen werden kann.