Hilfe aus dem All

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buecherfan.wit Avatar

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In David M. Barnetts Debütroman “Miss Gladys und ihr Astronaut“ springt der 46jährige Chemiker Thomas Major für den plötzlich verstorbenen, eigentlich vorgesehen Astronauten ein und begibt sich auf den ersten bemannten Flug zum Mars – eine Reise ohne Wiederkehr. Er soll auf dem roten Planeten alles für eine spätere Besiedlung vorbereiten. Sein eigentliches Motiv für diese Aktion ist, dass er die Menschen nicht mehr erträgt. Aus dem All ruft er seine Exfrau Janet an und landet bei Gladys Ormerod, einer Großmutter Anfang 70, die unter fortschreitender Demenz leidet. Sie ist offiziell für ihre Enkel Ellie, 15 und James, 10 verantwortlich, seit ihr Sohn Darren eine Haftstrafe verbüßt. Leider hat Gladys versehentlich den Dauerauftrag für die Mietzahlungen gelöscht, das gesamte Geld der Familie einem Betrüger überwiesen und alle Mahnungen ignoriert, so dass die Zwangsräumung unmittelbar bevorsteht. Die einzige Rettung könnte die erfolgreiche Teilnahme des hochbegabten James beim Nationalen Wettbewerb für Junge Wissenschaftlicher sein, für die ein Preisgeld in Höhe der Mietschulden ausgesetzt ist. Bis zu diesem Augenblick hat die junge Ellie unter Vernachlässigung ihrer schulischen Pflichten die gesamte Verantwortung getragen, mit drei Jobs den Lebensunterhalt finanziert und das Auseinanderbrechen der Familie verhindert.
Der Astronaut, den alle nur Major Tom nennen, erfährt in mehreren Gesprächen mit den Ormerods von der Notlage der Familie und will sich zunächst nicht hineinziehen lassen. Seine Einstellung ändert sich jedoch allmählich, weil er sich wegen seines eigenen Verhaltens in der Vergangenheit schuldig fühlt und Wiedergutmachung leisten will. Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser also nicht nur alles über die Lebensumstände der Ormerods, sondern auch, warum Thomas Major zum unausstehlichen Griesgram und Menschenfeind geworden ist.
Die Geschichte liest sich trotz einiger unwahrscheinlicher Zufälle sehr gut. Man merkt schnell, dass dies kein Science Fiction-Roman ist, auch kein Buch über David Bowie, dessen Musik jedoch eine große Rolle spielt. Es ist ein Roman über Freundschaft und Menschlichkeit. Der Autor vermittelt die Botschaft, dass man die Hoffnung nie aufgeben darf. Auch der griesgrämige Major Tom begreift, dass nicht alle Menschen schlecht sind und er dem irdischen Leben vielleicht etwas vorschnell den Rücken gekehrt hat. “Miss Gladys…“ ist ein Wohlfühlroman, der mich berührt hat.