Hoffnung durch den blauen Engel

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hennie Avatar

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Was mir an „Miss Gladys und ihr Astronaut“ als erstes auffiel war das handwerklich gut gestaltete Cover, sowohl außen als auch innen. Die Farben harmonieren hervorragend. Leider hat das geschmackvolle Äußere sehr wenig mit dem Inhalt zu tun.

Ich habe schnell in die Geschichte reingefunden. Der Schreibstil ist angenehm.
Es beginnt am 11. Februar 1978 mit dem kleinen, 8jährigen Thomas Major, dem zukünftigen Astronauten, in einem Kino. Es ist sein Geburtstag. Er schaut sich ganz allein „Star Wars“ an. Sein Vater hat Wichtigeres zu tun und die Folgen werden den sensiblen Jungen sein ganzes Leben negativ beeinflussen.
In der Gegenwart begegnen wir Gladys Ormerod, einer bald 71 jährigen Dame (so betont sie gern ständig) mit ihren beiden Enkeln James und Ellie. Sie soll sich eigentlich kümmern, weil die Mutter gestorben ist und der Vater wegen Diebstahls im Gefängnis sitzt. Da Gladys aber unter beginnender Demenz leidet, bringt sie vieles durcheinander und richtet ungewollt ein großes Unheil an. Die kleine Familie sitzt ordentlich in der Patsche und braucht dringend Hilfe. Die kommt ausgerechnet von dem grummligen, miesepetrigen Major Tom aus dem All. Der befindet sich als erster Mensch auf dem langen Weg zum Mars und wollte nochmal mit seiner Exfrau Kontakt aufnehmen und hat stattdessen Miss Gladys an der Strippe...

Es gibt zwei Erzählperspektiven, d. h. es erfolgt ein ständiger Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Auf 410 Seiten mit aussagekräftigen Überschriften, in 3 Teilen und 67 Kapiteln wird eine herzerwärmende, berührende Geschichte um Freundschaft, Nächstenliebe und Zusammenhalt erzählt, die eindrucksvoll zeigt, dass selbst in aussichtsloser Lage nicht aufgegeben werden sollte. Sogar astronomische Entfernungen scheinen keine Rolle zu spielen.
Die Story endet mit einem fast vollständigen Happy-End wiederum an einem 11. Februar. Das ist der 11. Februar 2017. Damit schließt sich der Kreis. Thomas fliegt mit der zu späten Erkenntnis in die Weiten des Alls, dass er durchaus ebenfalls sein Glück hätte auf der Erde finden können.
Von Gladys hatte ich gehofft mehr zu lesen. Sie spielte wider Erwarten laut Titel nicht die Hauptrolle. Diese hatten eindeutig die 15jährige, arbeitsame Ellie und ihr unverwüstlicher, liebenswerter Klassenkamerad Delil inne. So einen Freund kann man sich nur wünschen.

Fazit:
Es ist eine abwechslungsreiche, amüsante, aber auch manchmal traurige Geschichte. Irgendwie Tragikomödie! Dass ein „Blauer Engel“ eine große Rolle bei der Rettung der Familie aus ihren Sorgen spielen wird, sei hier schon mal verraten. Schwarzer britischer Humor vom Feinsten!
Ich empfehle das Buch mit vier von fünf Sternen!