skurril und herzerwärmend, voll britischem Humor

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mrs-lucky Avatar

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Der Autor David M. Barnett hat in seinem Heimatland England schon einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, mit „Miss Gladys und ihr Astronaut“ erscheint im Ullstein-Verlag erstmals eines seiner Bücher in deutscher Sprache und hat mich auf Anhieb begeistert.
Die Geschichte ist ebenso skurril wie herzerwärmend, sie ist einerseits nicht ganz ernst zu nehmen und überspitzt dar gestellt, dennoch sind mir die Charaktere und ihre Schicksale beim Lesen schnell ans Herz gewachsen.
Da ist zum einen der Chemieingenieur Thomas Major, der durch einen schicksalhaften Zufall zu seinem Traumjob kommt; er darf als Astronaut allein in einer Raumkapsel zum Mars fliegen und damit den Menschen auf der Erde entkommen, zu denen er im Laufe seines Lebens nie eine wirklich enge Bindung aufzubauen in der Lage war. Doch auch im All findet er nicht die angestrebte Ruhe, denn mit seinem vermeintlichen Anruf bei seiner Exfrau, landet er bei Gladys Ormerod, ein weiterer schicksalhafter Zufall, der nicht nur sein Leben maßgeblich beeinflusst.
Gladys ist 70 Jahre alt und zur Zeit Erziehungsberechtigte für ihre Enkel James und Ellie, deren Vater gerade eine Gefängnisstrafe ableisten muss. Aufgrund von Gladys zunehmender Demenz ist es aber an der 15-jährigen Ellie, neben der Schule mit ihren 3 Jobs für den Unterhalt der kleinen Familie zu sorgen und Gladys davon abzuhalten, in ihrer Verwirrung Unheil anzustiften. Während ihr jüngerer Bruder James unter dem Mobbing seiner Mitschüler zu leiden hat, lebt Ellie zusätzlich in der ständigen Sorge, die Behörden könnten auf ihre Situation aufmerksam werden und die Familie auseinander reißen. Wie kann da eine Anruf aus dem All eine Wendung bringen? Das sollte man selbst heraus finden, wenn man bereit ist, sich auf diese originelle Geschichte einzulassen.
In einigen Motiven und Ansätzen hat mich die Geschichte an „Ein Mann namens Ove“ erinnert, anderes ließ mich an „Weit weg und ganz nah“ von Jojo Moyes denken. Als roter Faden zieht sich der Bezug zu Dawid Bowie und seinem Song „Space Oddity“ durch das Buch, was im Original-Titel „Calling Major Tom“ noch deutlicher wird. Auch bei der Idee zu der Performance dieses Titels hat sich der Autor anderweitig inspirieren lassen (unter den Stichworten „astronaut space oddity“ wird man dazu schnell fündig), die Geschichte ist aber so liebenswert erzählt, dass ich ihm das nicht wirklich übel nehmen kann.
Neben einer gehörigen Prise britischem Humor steckt viel soziale Kritik in dieser Geschichte. Es ist ein Buch darüber, allein zu sein oder sich allein gelassen zu fühlen, aber auch darüber gemeinsam zu kämpfen und seine Stärken zu entdecken. Ich werde mir den Autor merken und freue mich auf weitere Werke dieser Art.