Die Briten und ihre Küche

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dany_87 Avatar

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Violet Kiani - eigentlich Reporterin und Kolumnistin - hat unter dem Titel "Miss Violet goes ... London" eines ihrer ersten Kochbücher veröffentlicht. In ihrem Buch möchte sie mit den Vorurteilen gegen die britische Küche aufräumen und dem Leser einen kleinen kulinarischen Städteguide an die Hand geben. So werden in diesem Buch nicht nur Geschichten über das britische Essen, die aktuelle Foodtrends und ein Vergleich der britischen "Superköche" (Jamie Oliver, Gordon Ramsay & co) angeboten, sondern nebenher auch noch ein Restaurante-Guide mitgeliefert. Man erfährt, wo man in London am besten frühstücken kann, wer die besten Torten der Stadt anbietet, was die Hotspots in Soho sind und wie man sich in einem Pub zu verhalten hat.
Besonderes Glanzstück des Buches sind wohl die zahlreichen wunderschönen Bilder. Da wären zum einen die mehr oder weniger typischen London-Städtebilder (Telefonzellen, St. Pauls Cathedral, Towerbridge etc), die die Städte-Guide-Kapitel ergänzen und zum anderen natürlich die Food-Bilder zu den einzelnen Rezepten. Diese gefallen mir besonders gut, da die Gerichte sehr liebevoll angerichtet wurden und der Stil sich von "normalen" Bildern aus Kochbüchern unterscheidet. Ergänzt wird das Ganze durch Bildern von Miss Violet; das Buch bekommt dadurch eine sehr persönliche Note und man bekommt das Gefühl, als würde man Miss Violet tatsächlich auf ihrer kulinarischen Reise begleiten. Das gesamte Kochbuch wurde im Scrapbooking-Stil gestaltet, was ihm eine Extravaganz verleiht und einem Fotoalbum ähnelt.

Doch kommen wir nun zum großen Minuspunkt.
Ich persönlich würde das Buch nicht unbedingt als Kochbuch bezeichnen. Zwar werden einige typisch britische Rezepte abgedruckt, allerdings hält sich die Auswahl sehr in Grenzen. Bei den meisten Unterkategorien gibt es gerade mal 1 - 2 Rezepte. So kommt es, dass auf 140 Seiten gerade einmal 30 Rezepte kommen. Für ein Kochbuch finde ich das schon sehr wenig. Es dominieren eindeutig die Fotografien und Erzählungen über das kulinarische London. Unter den 30 Rezepten sind zudem auch Anleitungen für Drinks enthalten. Die Rezepte an sich überzeugen mich leider auch nicht. Entweder handelt es sich um "Nullachtfünfzehn" Rezepte wie besipielsweise drei verschiedene Sandwich-Varianten oder ein Erdbeer-Himbee-Sahne-Dessert, welches man so oder so ähnlich auch in zig Nachtisch-Foren wiederfindet, oder aber es tauchen Diestelöl und ein Thandoori-Ofen im der Beschreibung auf.

Insgesamt kann man festhalten, dass es nicht unbedingt die Bezeichnung "Kochbuch" verdient, sondern eher einen kulinarischen Städteguide darstellt, da die Empfehlungen von Restaurants etc klar im Vordergrund stehen und auch die Masse des Buches ausmachen. Dennoch ist das Buch sehr liebevoll gestaltet und von sehr guter Qualität, was zum einen am Hardcover, aber auch an den hochglanz Seiten liegt. Das Scrapbooking-Design gefällt mir besonders gut und für alle London-Fans, die gutes Essen lieben, eine gute Empfehlung.