Leben dreier Menschen

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vanessa_91 Avatar

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Meine Meinung und Inhalt

"Im Gegensatz zu allen Menschen, die sie kannte, hatte sie das Alleinsein immer als Standardeinstellung empfunden. Ob man einen anderen Menschen traf, der zu einem passte, hing von einer so absurden Kette unwahrscheinlicher Zufälle ab, dass es ihr ein Rätsel war, wie Menschen zueinander fanden. Sie ahnte, dass andere Leute das mit dem Passen nicht so eng sahen. Die meisten Menschen schienen Beziehungen zu suchen, wie man eine Wohnung suchte. Am besten, man hatte die nächste schon klargemacht, bevor man den alten Vertrag kündigte, als käme das Singledasein der Obdachlosigkeit gleich." (ZITAT)

Jettes Großmutter hat mal gesagt, es gebe »zwei Sorten von Menschen auf der Welt: die, die zu zweit sind, und die, die allein sind«.

Im Roman prallen sie aufeinander: Jette hat sich mit Anfang 40 in ihrem kinderlosen Singleleben eingerichtet und hält sich mit prekären Jobs über Wasser. Eva und Lukas hingegen sind seit zwanzig Jahren ein Paar, sie haben zwei kleine Kinder, eine Eigentumswohnung, und Berufe, die sie ausfüllen.

Als Jette auf das Leben der beiden stößt, beginnt sie ihre eigenen Entscheidungen in Frage zu stellen. Aber auch Lukas und Eva zweifeln mit den Jahren zunehmend am eigenen Lebensentwurf – ob ein anderer besser passt, wird sich herausstellen.

"Lukas ließ seine Stirn auf das Lenkrad sinken, nachdem er den Wagen geparkt und den Motor ausgestellt hatte. Nachdem sie heil angekommen waren, oder jedenfalls nicht stärker beschädigt als zuvor, dachte er, und dass er Eva das genau so schreiben würde als Antwort auf ihre Frage." (ZITAT)

Drei Menschen mit unterschiedlichen Berufen und Vorstellungen. Zwei davon zusammen, eine allein. Steenfatt schildert ein interessantes Porträt dreier Menschen .Wie schnell was Bestehendes ins Wanken geraten kann, auch nach über 20 Jahren.

Das Buch hat mich zum Nachdenken angeregt, vielleicht auch, weil vieles unausgesprochen und offen geblieben ist, trotz des für mich zufriedenstellenden Ende.


Janna Steenfatt, geboren 1982 in Hamburg, hat am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studiert. Ihr Debütroman »Die Überflüssigkeit der Dinge« erschien 2020 und war für den Klaus-Michael Kühne-Preis nominiert. Sie erhielt zahlreiche Aufenthaltsstipendien, zuletzt im Stuttgarter Schriftstellerhaus. Steenfatt lebt und arbeitet als freie Autorin in Leipzig.