Der Zorn wächst langsam

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Wie erschreckend aktuell dieses Buch gerade in diesen Tagen wieder ist! Chemnitz beherrscht die Nachrichten-Agenda, der Brandherd gerät aber schnell wieder in Vergessenheit, sobald die Journalisten den Ort verlassen haben werden. Wie der Brandherd beginnt zu schwelen, erzählt der erst 24-jährige Lukas Rietzschel in seinem Debütroman sehr eindrücklich und sehr bedrückend. Wut wächst. Zorn wächst. Unverständnis wächst. Dies mag alles langsam geschehen, aber es geschieht und es entlädt sich schließlich. Das klingt laut und aggressiv, darauf setzt das Buch allerdings nicht, sondern es schildert das Problem anhand zweier Brüder in Sachsen, die das Lebensgefühl in Ostdeutschland verkörpern. Perspektivlos und wütend sucht der eine ein Ventil für seinen Zorn, der andere zieht sich zurück. Die Erzählung ist authentisch, der Autor wuchs selbst im Osten Sachsens auf. Und sie ist beklemmend. Beklemmend aktuell.