Geglücktes Debüt

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Für reichlich Diskussionsstoff sorgt „Mit der Faust in die Welt schlagen“. In nüchternem, emotionslosem Schreibstil nimmt der Leser als Beobachter am Leben der beiden Brüder Philipp (geb. 1991) und Tobias (geb. 1995) teil. Familie Zschornak lebt in Neschwitz/Sachsen und erarbeitet sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten im Jahr 2000 ein eigenes Haus. Doch das Glück ist ihnen nicht lange hold. Die Fassade der glücklichen Familie bröckelt, die Jungs sind auf sich allein gestellt, keiner erklärt ihnen die Welt. So kommt es, dass die beiden mit den falschen Leuten abhängen und in eine Spirale aus Wut, Hass und Fremdenfeindlichkeit abdriften. Im Laufe der Geschichte fragt man sich dann auch unweigerlich „wie hättest du reagier?“, „was ist denn eigentlich ein Nazi? Wo fängt es an, wo hört es auf?“ Obwohl mir persönlich der Schreibstil nicht wirklich liegt hinterlässt das Buch Eindruck bei mir. Zum einen geschah mir zu wenig Handlung, war zu behäbig, zum anderen sprang der Autor von hier auf jetzt in andere Situationen, so dass mir manchmal die Zusammenhänge fehlten. Er erklärt die (möglichen) Ursachen, warum Menschen fremdenfeindlich werden und welche Auswirkungen das in einem ländlichen Verbund haben kann. Dabei lässt Lukas Rietzschel viel Raum für Spekulationen. Nicht jede Situation wird aufgeklärt. Das regt zum nachdenken und diskutieren an. Das Buch ist zudem mit einigen Aussagen gespickt, die einen fassungslos machen, aber leider der Wahrheit entsprechen. Fazit: Ein aufwühlendes Buch, das zum nachdenken anregt und für einigen Diskussionsstoff sorgt. Tolles Debüt von einem Autor von dem wir noch viel hören werden!