Hätte ich nicht gebraucht

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fornika Avatar

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Unweit von Dresden wachsen Tobias und Philip im sächsischen Hinterland auf. Auch Jahre nach der Wende ist hier von Aufbruchsstimmung keine Spur. Der DDR wird nachgetrauert, die aus dem Westen skeptisch beäugt, Flüchtlinge sowieso. Perspektive? Eigentlich keine. Die Unzufriedenheit schlägt immer mehr in Wut um. Auch bei den ganz Jungen.

Rietzschels Roman versucht aufzuzeigen wie und warum auch junge Leute im Osten Deutschlands zu Neonazis werden. Das gelingt ihm leider nur mäßig, in die Köpfe der Figuren kann man sich als Leser schon mal überhaupt nicht hineinversetzen. Das liegt vor allem an dem sehr nüchternen Erzählstil, Emotionen (auch negative) sucht man in der Geschichte vergebens. Natürlich habe ich mich über das braune Gedankengut geärgert, dafür hätte ich aber Rietzschels Roman nicht lesen müssen. Er stellt die Neonazis zudem durchweg als dumme, dauerbesoffene und perspektivlose Menschen dar, das erscheint mir dann doch sehr einfach gedacht. Egal ob Ost oder West. Sprachlich wirkt das Buch veraltet, immer wieder wurde ich von recht aktuellen Geschehnissen überrascht, weil ich mich in den 70ern oder 80ern wähnte. Die Handlung und auch die Figurenentwicklung sind wenig überraschend, irgendwie wirkt alles sehr konstruiert wie nach Lehrplan. Im Endeffekt hätte ich diesen Roman nicht lesen brauchen, ich habe weder neue Einsichten gewonnen, noch hätten mich Sprachstil oder außergewöhnliche Handlung fesseln können.