Portrait unserer Zeit

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rabentochter Avatar

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Tobi und Philipp wachsen in Ostsachsen auf. In all der Perspektivlosigkeit weiß der eine Bruder nicht so richtig, was er will, während der andere immer mehr in die rechte Szene abrutscht. Ein Portrait unserer Zeit.
Man wünscht sich fast, das, was Lukas Rietzschel da schreibt wäre nicht so schrecklich glaubwürdig, wäre nicht so schrecklich wahr. Das Gegenteil ist der Fall, was das Buch nur umso wichtiger macht. Es besticht durch seine klare, schlichte Sprache, die gerade in ihrer Einfachheit überzeugt. Es bleiben Leerstellen im Text, die der Leser füllen muss. Teilweise sind mir diese Leerstellen zu groß, wirkt der Text noch zu unfertig, zu unausgegoren. Manche Motive der Brüder werden mir zu wenig beleuchtet, Philipp geht gegen Ende fast völlig unter. Manches hätte klarer formuliert sein können. Oft fehlt mir gerade dort Klarheit, wo die Andeutung und die Ungewissheit wohl gerade eine kunstvolle Spannung schaffen soll. Das ist mir dann doch zu viel Leerstelle mit zu viel Interpretationsspielraum. Grundsätzlich habe ich aber den Eindruck, dass der Roman die Situation in den beschriebenen Landstrichen sehr gut abbildet und auch unsere Zeit gut darstellt.
Fazit: Ein gutes Buch zur richtigen Zeit.