Zu wenig Spannung

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murksy Avatar

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Das Buch lebt vor allem von der morbiden Faszination, die wahre Verbrechen und Bluttaten so mit sich bringen. Die Detailverliebtheit, mit der der Rechtsmediziner Tsokos in seinem neuen Buch agiert, zeigt die Grausamkeiten dieser realen Vorkommnisse, die der Autor in seinem Werk mit, man verzeihe mir das Wortspiel, Leben füllt. Damit das Buch nicht zu dünn ausfällt, werden gleich mehrere Fälle behandelt. Der Hang des Autors zu Fremdwörtern wird, vermutlich berufsbedingt, teilweise etwas übertrieben. Da wird nicht widersprochen, sondern opponiert. Teilweise erklärt er Begriffe aus den fachlichen Ergüssen seiner Mediziner im Buch, manchmal allerdings nicht. Das erschwert dem Unkundigen Leser das Verständnis. Nicht nur bei den Obduktionen lebt der Autor die Genauigkeit bis zum Zerreißen aus. Wiederholt fällt auf, dass er genau beschreibt, was seine Figuren anziehen. Ich persönlich sehe dies nur als Seitenfüller an. Das ein medizinischer Fachmann einen weißen Laborkittel trägt, sehe ich nicht als Information, die ich brauche. Ein anderes Beispiel. Eine ankommende Email beginnt ausführlich mit den Adresszeilen. Auf der nächsten Seite wird das Spiel mit der Antwortmail wiederholt. Abgesehen davon, dass die Logik hinkt, wenn es in der Email um einen kurzfristigen Termin geht, der knapp anderthalb Stunden später stattfindet. Ein Anruf wäre effektiver gewesen. Einer Suchmannschaft der Polizei wird genau erklärt, wie sie mit Stäben und Rechen Laub durchsuchen sollen. Nicht zu vergessen, dass man nichts übersehen darf. Aha, wer hätte das gedacht? All das führt zu vielen Zeilen, die so gut wie nichts zur Handlung des Buches beitragen und im Gegenteil das Hauptproblem des True crime-Thrillers bekräftigen. Es kommt keine Spannung auf. Weder wird man mit den Figuren warm, noch gibt es wirklich überraschende Momente, von denen ein Krimi lebt. Nur ein paar Todesfälle präzise schildern, mag bei manchen Lesern genügend Grusel erzeugen, um das Buch zu lesen und zu lieben. Ich habe lediglich ein paar Fachbegriffe gelernt und ein wenig Anatomieunterricht genossen. Zu wenig, um mich weitere Bücher des Autors lesen zu lassen.

Dies ist eine Privatrezension, ohne KI erstellt. Auszüge, auch in Teilen, unterliegen dem Urheberrecht.