Thriller mit Suchtfaktor

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kainundabel Avatar

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Was hat man von einer todschicken Villa, wenn man selbst tot auf den Bodenfliesen im riesigen Badezimmer derselben liegt? Rein gar nichts, würde Melanie Kracht sagen. Kann sie leider nicht, ist sie doch selbst das Opfer. Tot. Stranguliert. Bedauernswertes Ende der Gattin von Roderich Kracht, seines Zeichens renommierter Schönheitschirurg, Chef von drei Kliniken und Mitglied der Berliner Hautevolee mit besten Verbindungen in höchste Kreise. Nein, er kommt als Täter nicht infrage, wasserdichtes Alibi. Obwohl: Gibt es da nicht ein paar Ungereimtheiten, dazu einige Cold Cases? Davon ist sie fest überzeugt: Dr. Sabine Yao, Rechtsmedizinerin, die skeptisch, analytisch und präzise an die Sache herangeht. Der Autor Michael Tsokos weiß, wovon er (fleißig) schreibt. Selbst Rechtsmediziner und mit jedem seiner Thriller erfolgreich, sorgt er regelmäßig für eine besondere Art von Spannung. Es dürfte die gekonnte Mischung aus fiktionalen Figuren und realen Ereignissen sein, die es nahezu unmöglich macht, seine Bücher beiseitezulegen, bevor der Fall nicht gelöst ist. Sein Schreibstil tut ein Übriges dazu, knapp, präzise, immer auf den Punkt gebracht, in überschaubar kurze Kapitel verpackt. Das treibt Handlung und Spannung voran, ohne hektisch und kopflos zu wirken. Nun gut, manche Schilderungen überfordern medizinische und IT-Laien wie mich, und die so stringent veranlagte Dr. Yao wirkt beim Showdown völlig von der Rolle. All das tut aber letztlich der Spannung und dem Lesevergnügen (darf man das trotz der Thematik sagen?) keinen Abbruch.