Die hilfreiche Hilde

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lale1972 Avatar

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"Mitten rein ins Leben" von Maria Linke erzählt die Geschichte von Hilde Bendermacher, Ende vierzig, die von ihrem Ex-Mann aus der Firma ihres verstorbenen Ex-Schwiegervaters gekündigt wurde. Ohne Job in einem Dorf in der Eifel und ohne Aussicht auf einen neuen Job zieht sie nach Köln zu einer Freundin und macht sich als Putzfrau selbstständig. So lernt sie viele Leute kennen, unter anderem durch einen Zufall auch Antonia von Lengsdorf. Antonia ist 39 und hat MS, wohnt zwar in einer riesigen Villa, aber ist einsam. Hilde hilft wo sie kann, ebnet Wege und eröffnet Möglichkeiten und bringt zuletzt nicht nur Antonia wieder mitten rein ins Leben.
Das Cover hat mich rein optisch schon angesprochen, es wirkt wie fröhliche Urlaubs- und Gute-Laune-Lektüre. Obwohl das Buch noch darüber hinausgeht, wie ich finde. Zu Beginn der Geschichte, im Prolog, stößt man auf viele unbekannte Namen, das ist erst etwas verwirrend, zudem es auch noch eine traurige Beerdigung ist. Dann aber klären sich in den kommenden siebzehn Kapiteln die Zusammenhänge auf und man lernt die Personen des Prologs kennen, die auch alle für die Geschichte wichtig sind. So entwickelt sich durch das Buch ein feines Geflecht von sozialen Zusammenhängen, von Menschen, die durch Zufall zusammenkommen und sich doch gegenseitig viel geben. Es ist nicht alles glücklich und toll, sondern viele auch unglückliche Komponenten, die durch Ausschöpfen von Möglichkeiten glückliche Aspekte mit sich bringen. Die Charaktere, die eine tragende Rolle spielen, sind fast durchweg sympathisch, oder sie werden im Laufe der Zeit zumindest etwas sympathischer. Hilde, die Protagonistin, die auch die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, hat ein ausgeprägtes Helfersyndrom, manchmal ist sie fast ein bisschen zu hilfsbereit, aber so ist sie die treibende Kraft in der Geschichte und zuletzt denkt sie ja auch an sich!
Ich fand, es ist ein wirklich wunderbares Buch über Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Liebe, in dem Probleme wie Einsamkeit, Alter, Krankheit und Drogen nicht zu kurz kommen. Was sich in einer solchen Aufzählung too much anhört, aber in der Geschichte wirklich gut verpackt ist und auch nicht überfrachtet wirkt. Zuletzt musste ich jedoch den Prolog noch einmal lesen unter dem Aspekt, dass ich die Personen inzwischen kennengelernt hatte und so besser zuordnen und verstehen konnte. Ein sehr schönes, berührendes und auch fröhliches Buch!