Hildes Neuanfang in der Stadt

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sommerlese Avatar

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Hilde ist fast 50, als sie sich von ihrem Ehemann Gregor trennt, nachdem er sie betrogen hat. Gregors Vater Ludwig verläßt die Firma und übergibt sie an seinen Sohn. Der kündigt Hilde sofort ihren Job als Sekretärin. Das ist für sie ein echter Schock. Nachdem sie in der ländlichen Eifel keinen Job findet, beschließt sie zu einer Freundin nach Köln zu ziehen und startet dort einen Putzservice. Dabei lernt sie einige Leute kennen, die auch allesamt mit Problemen zu kämpfen haben. Sie kümmert sich um die Belange anderer Menschen und ist einfach eine gute Seele.

Dieser Frauenroman ist sehr heiter und frisch geschrieben. Der Erzählstil zieht den Leser sofort mitten in die Handlung hinein. Dabei glänzt vor allem Protagonistin Hilde mit ihrem Kümmersyndrom und das macht sie zur Sympathieträgerin des Buches. Die anderen Personen sind ebenfalls gut dargestellt, man hat sie deutlich vor Augen.

Die Idee in der Handlung, Menschen mit unterschiedlichem Alter und verschiedenen Problemen und Krankheiten zusammen zu bringen, ist gut gelungen. Es wird eine Wohngemeinschaft gegründet, die alle unter Dach und Fach bringt und wobei jede Person ihre speziellen Fertigkeiten einbringt. Niemand ist mehr einsam oder gelangweilt und nutzlos. Das hat mir sehr gut gefallen und wäre wünschenswert in unserer Gesellschaft.

Noch mehr Gesellschaft und Frohsinn versprach ich mir mit der Gründung des Supperclubs. Der findet leider nur zweimal statt und hat die Geschichte nicht spürbar bereichert und auch die Gäste waren gänzlich uninteressant. Dabei veranstaltet man doch so etwas, um mit netten Gästen in Kontakt zu treten. Hier scheint die Vorbereitung der Mahlzeit das Hauptanliegen zu sein, bei der die Personen mitsamt Hilde etwas zusammen unternehmen. Das gelingt ihnen auch perfekt, aber sie sitzen nicht einmal mit den Gästen gemeinsam am Tisch und das finde ich enttäuschend.

Der Erzählstil ist sehr flott und heiter und auch der eingestreute Kölner Dialekt habt mir sehr gefallen.
Genauso wie die Idee, dass eine Frau mit fast 50 einen Neuanfang im Beruf startet und vom Land in die Großstadt zieht. Es ist Liebe mit im Spiel, doch dieser Roman ist nicht rosarot, die verschiedenen Probleme der Personen überwiegen. Es gibt in Hildes Bekanntenkreis gefährliche Stalker, schwere Erkrankungen, Altersbeschwerden und immer wieder neue Schwierigkeiten mit denen Hilde sich selbstlos befasst und den anderen Menschen Hilfe spendet. Diese Problemanhäufung erscheint mir etwas übertrieben und die Lösung mit der reichen Antonia, die alles möglich machte, finde ich zu unrealistisch.

Die Rezepte aus dem Kölner Raum am Ende des Romans sind traditionell und ergänzen die Story mit ein wenig regionalem Flair. Sie runden das Bild kulinarisch ab.

Dieser Frauenroman ist eine leichte Lektüre, die den Leser abschalten lässt und zeigt, wie Freundschaften das Leben positiv verändern können. Besonders auf die kulinarischen Köstlichkeiten im Buch möchte ich hinweisen, da läuft einem das Wasser im Munde zusammen.