Wie das Schicksal so spielt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
büchersally Avatar

Von

Hildegard führt eigentlich ein beschauliches Leben in der Eiffel. Sie ist seit Jahren von ihrem untreuen Ehemann Gregor geschieden und ihr Sohn Rouven studiert inzwischen in London. Als ihr Chef plötzlich stirbt, steht Hilde im Alter von fast 50 Jahren vor großen Problemen. Er war nämlich gleichzeitig ihr Schwiegervater und als Gregor nun die Firma übernimmt, entlässt er als erstes Hilde. Ohne Job und Ausbildung versucht sie nun ihr Leben zu meistern. Familiären Beistand bekommt sie nur von ihrer Tante Röschen und ihrem Onkel Alfons. Beide raten ihr, nach Köln zu ziehen, um dort ihr Glück zu versuchen.

Hilde hat Glück in ihrer misslichen Lage. Sie kann bei einer alten Freundin wohnen und findet mehrere Putzstellen. Als sie im Wartezimmer einer Arztpraxis ein Portemonnaie findet und es der Eigentümerin zurück bringt, lernt sie die schwerkranke Antonia kennen. Die 39-jährige ist an ihr Haus gefesselt und würde so gerne mehr erleben. Wie bei einem Schneeballsystem entwickelt sich aus den Beziehungen zu Hildes anderen Bekannten ein neues Geschäftsmodell und der Dinnerclub ist geboren.

Maria Linke kreiert in ihrem zweiten Roman eine Protagonistin mit viel Herz. Sie lässt sie sämtliche Sorgen der Welt auf ihre Schultern tragen und dennoch den Überblick in ihrem Leben behalten. Ein paar Hürden sind gerade im Sektor Liebesglück aufgestellt, die aber bei soviel Herzlichkeit eigentlich zu keiner Enttäuschung führen können. Der Roman beinhaltet außerdem noch eine Portion Tragik, Nächstenliebe, kriminelles Vorgehen, entzweite Verwandtschaft und tiefe Freundschaft.

Das beschriebene Leben der Sympathieträgerin scheint bei allen Problemen recht leichtgängig zu sein. Kaum ist die Idee aufgekommen, findet sich ein Weg, wie sie umgesetzt werden kann. Das gilt nicht nur für die Wohnungssuche, sondern auch bei Pflegebedürftigkeit oder Stalking. Die schwerwiegenden Themen werden zum Teil wegen des flott gewählten Erzähltempos gemildert. Vielleicht konnten auch nicht alle Themen gleichermaßen zu ihrem Recht kommen, weil sich eben zwischen 330 Seiten nicht mehr verpacken lässt. Einiges bleibt dabei auf der Strecke, das anfangs eine vielversprechende Idee war. Vielleicht hat sich gerade daraus eine Wohlfühlatmosphäre entwickelt, die der Thematik nicht entspricht. Viel wird auch vom stets einfließenden Humor überdeckt. Wer also die Dramatik liebt und trotzdem auf ein glückliches Ende hofft, wird hier ein schönes Leseerlebnis haben.