Ein Buch für alle, die’s gern ein bisschen ruppig mögen.

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Evan taumelt. Nach einem schweren Verlust, Schuld, Wut und der großen Leere zieht er sich zurück ans Ende der Welt, in ein kleines Dörfchen namens Ballybrady, irgendwo zwischen Schafweide und stürmischer See. Er will nur eine Woche alleine sein, ein bisschen runterkommen, sich sortieren. Doch dann kommt Corona. Zack: Lockdown. Ausgangssperre. Und plötzlich sitzt er fest, ausgerechnet im Cottage der kratzbürstigen Grace, die mit Menschen so gar nichts anfangen kann und lieber mit ihrem müffelnden Hund durchs Watt stapft.
Was folgt, ist kein Liebesroman, sondern ein leises und ganz, ganz langsames Zusammenraufen. Zwischen zwei Menschen, die beide lieber schweigen als smalltalken. Zwischen Evan und dem Dorf, das sich langsam öffnet. Zwischen Vater und Sohn, denn als Evans gehörloser Junge plötzlich auftaucht (mein Überraschungsmoment!), wird alles nochmal durchgerüttelt. Aber auch: neu zusammengesetzt. Und mittendrin: das Meer. Immer das Meer.

Meine Leserillen:
Dieses Buch ist kein glitzernder Pageturner. Es ist mehr so ein: „Ich les mal ein Kapitel, mach mir Tee, denk nach, les weiter“-Buch. Wie ein rauer Wind, der langsam warm wird. Slow. Deep. Voller Ecken.
Grace hat mich erstmal mit einem grimmigen Blick empfangen, aber hey. ich mag Charaktere, die sich nicht sofort umarmen lassen. Die Figuren sind keine Sympathieträger auf den ersten Blick, aber genau das liebe ich: Sie sind ungeschliffen, widerspenstig, ehrlich.
Zwischendrin war ich selbst schon fast eine Mitternachtsschwimmerin, so krass lebendig ist alles beschrieben. Ich hab gefroren, geschmeckt, gerochen, mitgeatmet. Und dann kam dieser Junge. Still, verletzlich, aber mit so viel Kraft zwischen den Zeilen… Gänsehaut.

Ein Buch für alle, die’s gern ein bisschen ruppig, ein bisschen traurig und sehr, sehr echt mögen. Kein Kitsch, kein Happy-End-to-go – aber so viel Gefühl, dass man es noch lange spürt.