habe einige Kritik

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brombeere Avatar

Von

Worum geht es?
Evan flieht vor Job und Situation in der Familie an die irische Küste, kurz darauf kommt der Lockdown. Zwischen Kinderbetreuung und merkwürdigen Dorfbewohner*innen versucht er, seinen Verlust zu verarbeiten.

Worum geht es wirklich?
Schuld, Selbstbestimmung und Freiheit.

Lesenswert?
Nein, hat mir tatsächlich aus mehreren Gründen nicht gefallen. Positiv ist definitiv das tolle Cover und auch das Setting an der irischen Küste. Das Dorf Ballybrady wird ein wenig schrullig und liebenswert beschrieben, genau so wie die Menschen, die dort leben. Grace, die alleinstehend lebt und sich nach niemandem richtet, kommt mit Familienvater Evan in Kontakt, auf dessen Schultern viel Schuld und schwere Entscheidungen ruhen und der seinen Lebenswillen verloren hat.
Grace hat mir als Figur ganz gut gefallen, ich mochte ihre schroffe aber liebenswerte Art und ihre Standfestigkeit.
Leider war mir Evan absolut nicht sympathisch, merkwürdig lethargisch lässt er sich von einer Umwelt herumschubsen und scheint in seinem Leid verharren zu wollen.
Dann kommen aber immer wieder Bewertungen der Frauenkörper um ihn herum (die Ehefrau seines Arbeitskollegen, Grace, die anderen Frauen im Dorf) und mir scheint, es gibt nur drei Typen von Frauen: Heiß, jung und nervig, älter und wie eine Art Mutter. Es war mir einfach viel zu viel, dazu kommt dann noch Fatshaming bei dickeren Menschen. Wird einmal das Gewicht erwähnt, geht es ab dann immer um die weichen Körperteile, die dicken Körperteile, die Masse.
Da es in dieser Richtung keine positive Entwicklung gab und nonstop das Äußere bewertet wurde, ist mir Evan zunehmend unsympathisch geworden.
Evans Sohn, der zunehmend in den Mittelpunkt gerät, ist ein tauber Junge, der sich mit seinem Vater in Gebärdensprache unterhält. Es ist mir negativ aufgestoßen, dass Evan dringend eine OP für sein Kind haben will, um ihn quasi zu heilen und die Mutter einfach nur als Übermutti dargestellt wird, die ihrem Kind die OP verwehrt. Meiner Meinung nach wird hier nicht sensibel mit dem Thema umgegangen, auch wenn ich es toll finde, dass eine taube Person eine so große Rolle in dem Buch spielt.
Die Rauheit der Natur und auch die Sprache gefielen mir gut, aber irgendwie scheint es immer um romantische Interaktion zwischen Mann und Frau zu gehen, wirkliche Freundschaft wird eher wenig gezeigt.
Allgemein hat mir das Buch leider weniger gut gefallen als erhofft.