Sind über Fünfzigjährige auch nur Teenies?

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sago Avatar

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"Dieses Buch macht glücklich" wird auf dem Buchrücken behauptet. Bedauerlicherweise kann ich das nicht bestätigen.
Kein Sommer ohne ein Sommerbuch von Asa Hellberg, hat sich der Verlag wohl gedacht. Das Cover wartet denn auch mit einer wunderbaren Bootsszene auf, die sofort Lust auf Urlaub macht. Dass der Roman im Original "Gloria" heißt und ein Großteil der Handlung im Stockholmer Winter spielt, hat nicht davor bewahrt, den deutschen Titel "Mitsommerleuchten" zu vergeben, in Anlehnung an die inhaltlich unabhängigen Vorgänger "Sommerreise" und "Sommerfreundinnen".
Vielleicht soll der Titel eine Anspielung sein auf Frauen in der Lebensmitte. Schade nur, wenn sich hier die Frauen um die fünfzig unreifer benehmer als jeder Teenager. Beinahe ihr gesamtes Leben scheint sich nur um Männer zu drehen. Erschreckend, wenn dann Lena, eine Freundin der Hauptfigur Gloria, allen Ernstes in diesem Alter fragt, wie sie denn nur Lust und Liebe bei sich selbst unterscheiden soll? Gefühle hat sie für einen Dirigenten entwickelt, der glaubt, Frauen vergehen vor Lust, wenn er ihnen seinen Taktstock bei der Probe ungefragt unter den Rock schiebt!
Am interessantesten ist noch das Setting in der Stockholmer Oper, wo Gloria die Hauptrolle in "Carmen" singt. Bei den Proben trifft sie unter anderem ihre Jugendliebe Dominic wieder und stellt fest, dass sie seit 20 Jahren noch immer verheiratet sind, weil sie es versäumt hat, die Scheidungspapiere zurückzusenden. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Leider flicht die Autorin zum Ende auch noch eine kleine durchsichtige Krimihandlung ein, als plötzlich jemand Gloria nach dem Leben trachtet. Um wen es sich dabei handelt, lag leider von Anfang an auf der Hand. Damit nicht genug, müssen auch noch die Problematik der Roma und sogar der NS-Vergangenheit oberflächlich eingestreut sowie eine Sexszene á la 50 Shades of Grey in der Light-Version abgearbeitet werden. Dabei war mir bis zu diesem Zeitpunkt Agnes, Glorias Halbschwester, noch am sympathischsten erschienen.

Schade! Ich hatte mir zumindest ein bisschen literarisches Sommer-Popcorn erhofft. Außer der hübschen Verpackung hat mich persönlich hier nichts recht überzeugen können.