Das war kein Kriminalroman

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**Inhaltsangabe:**  

Merrily Watkins, anglikanische Pfarrerin im englischen Städtchen Hereford, bekommt von Bischof Hunter, ihrem Vorgesetzten, den Posten als „Beraterin für spirituelle Grenzfragen“ angeboten. Hinter dem klangvollen Namen verbirgt sich allerdings nichts anderes als das Amt des Diözesanexorzisten. Merrily, die allein erziehende Mutter der 16-jährigen und sehr eigensinnigen Jane, ist hin- und hergerissen. Einerseits zweifelt sie etwas daran, ob das Amt für sie das richtige ist, andererseits will sie den jungen, progressiven Bischof in seinem Streben nach Erneuerung der kirchlichen Strukturen unterstützen. Dass ihr Vorgänger in diesem Amt, Kanonikus Dobbs, sie als Nachfolgerin eiskalt ablehnt, macht ihr die Entscheidung nicht leichter.

 

Doch dann wird ein Verbrechen verübt, und Merrily sieht sich in der Situation, sich weit mehr mit Exorzismus zu beschäftigen, als sie es vorhatte. Außerdem macht ihre Tochter Jane Probleme, welche sich plötzlich sehr für Esoterik interessiert und auf Gegenposition zu ihrer Mutter und deren Glauben geht, und Merrily muss erkennen, dass sie selbst in das Visier eines satanistischen Kreises geraten ist ...

 

Das Buch spielt in der heutigen Zeit in Hereford, England.

 

Es ist der zweite Band um Merrily Watkins.

Band 1: Frucht der Sünde

Band 3: Die fünfte Kirche (angekündigt)

 

**Der erste Satz:**

 

„Hier spukte es also ...“

 

**Meine Meinung zum Buch:**

 

Ich bin mit diesem Buch nicht recht warm geworden. Es hat sehr, sehr viele Seiten gedauert, bis mal etwas Spannung in die Geschichte kam und die ganzen 300 Seiten vorher habe ich mich gefragt, auf was denn das alles hinausläuft.

 

Teilweise lag das an der Figur Merrily Watkins. Sie ist sehr flach charakterisiert, so dass mir ihre Motive und Empfindungen nur Rätsel aufgaben. Warum ist sie Pfarrerin geworden? Was ist mit ihrem Mann passiert? Es steht nur in dem Buch, dass sie Witwe ist. Ihr gesamter Hintergrund fehlt, was dazu führt, dass mir viele ihrer im Buch beschriebenen Reaktionen total überzogen vorkamen. Zum Beispiel ihre erste Begegnung mit ihrem Vorgänger Dobbs: Merrily muss irgendwie zwischen 35 und 40 Jahren alt sein, da kann sie eine Ablehnung doch nicht so extrem aus der Bahn werfen. Und wenn doch, dann muss das einen Grund haben, den der Autor aber dem Leser vorenthält.

 

Sehr schön finde ich allerdings die Mutter-Tochter-Geschichte. Die Gespräche zwischen Merrily und Jane habe ich sehr gern gelesen, auch die Streitereien kamen mir sehr lebensnah und authentisch vor – richtig aus dem Leben gegriffen. Überhaupt hat die 16-jährige Jane dem Buch die meiste Würze gegeben.

 

Zur Handlung kann ich nur sagen, dass das Buch als Kriminalroman in meinen Augen falsch etikettiert ist. Denn es geht nur ganz am Rande um die Verbrechen und deren Aufklärung, viel mehr geht es um Exorzismus. Doch auch ins Horrorgenre passt das Buch nicht, denn die Atmosphäre ist kaum gruselig. Das ist auch wieder so ein Punkt: oft konnte ich Merrilys „schreckliche Angst“ überhaupt nicht nachvollziehen, weil der Grusel bei mir als Leserin einfach nicht ankam und mir die Merrilys hysterische Handlungen und Tränen irgendwann einmal auf die Nerven gingen.

 

Einen angemessenen Spannungsbogen findet man leider nicht. Die ersten zwei Drittel dümpelt die Geschichte so vor sich hin, erst danach kommt Spannung auf. Allerdings setzt der Autor diese nicht sehr gekonnt in die Handlung hinein, er greift z. B. besonders gegen Ende zum Stilmittel des Cliffhangers am Kapitelende, löst diesen dann aber nur unbefriedigend auf.

 

Ich kann das Buch nicht empfehlen.

 

Einen Minuspunkt bekommt auch der Verlag: Im Beschreibungstext auf der Rückseite wird die wichtigste Spur schon verraten. Da hat wieder jemand nicht aufgepasst.

 

Viele Grüße von Annabas    ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)