Merrily Watkins ist wieder da!

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eskalina Avatar

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Merrily Watkins hat eine interessante Zusatzaufgabe bekommen – Sie wird vom neuen Bischof zur Exorzistin benannt und darf sich „Beraterin für spirituelle Grenzfragen“ nennen. Was bei ihren Kollegen, mit denen sie gemeinsam eine Weiterbildung zu dem Thema besuchte, ein scheinbar unspektakulärer Job mit wenigen Vorfällen zu sein scheint, entwickelt bei Merrily sehr schnell eine unheimliche Eigendynamik. Schon ihr erster Fall lässt sie nicht mehr los und beschert ihr in der Folge eine aufregende Zeit, denn jemand setzt alles daran, um ihr und um der Kirche Schaden zuzufügen. Und dieser Jemand scheint für seine Zwecke ausgerechnet ihre Tochter Jane gewonnen zu haben… „Sie raucht, flucht und trinkt und ist allein erziehende Mutter einer Tochter…“ Wie schon beim ersten Buch um die Pfarrerin Merrily Watkins, passt diese Werbung, die leider auch hier wieder verwendet wurde, nicht zu dem Bild, das sich der Leser von der Person dieser ungewöhnlichen Frau machen kann  - und es ist schade, dass diese Beschreibung nun scheinbar an Rickmans Protagonistin hängen geblieben ist, denn Merriliy ist eigentlich eine ganz normale Frau mit Fehlern und Schwächen, bei der diese Attribute ganz sicher nicht die Oberhand gewinnen, oder einen wichtigen Teil der Handlung ausmachen. Im Gegenteil - so schildert Rickman hier mit viel Einfühlungsvermögen eine sehr sensible Frau, die ihr Handeln immer wieder hinterfragt und die ihre Abenteuer weder als nervige Schnüfflerin, noch als neugierige besserwisserische Detektivin erlebt.

Wer schon den ersten Band „Frucht der Sünde“ gern gelesen hat, der findet auch in „Mittwinternacht“  eine spannende Geschichte, deren Schwerpunkt wieder einmal die gezeichneten Charaktere sind. Rickman versteht es hervorragend, seine Protagonisten so authentisch darzustellen, dass sie einem ans Herz wachsen – die Guten und die Bösen.

Mit Merrily und ihrer Tochter Jane finden sich zwei teilweise sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, die trotz ihrer Gegensätzlichkeit letztlich immer wieder eine Einheit bilden und die so interessant geschildert werden, dass sie für mich einen großen Reiz dieser Reihe ausmachen. Für Spannung ist gerade mit dem Thema „Exorzismus“ reichlich gesorgt. Und auch in diesem Buch sind es eher die Andeutungen, die Vermutungen, das Subtile, die den Leser in Atem halten und das Buch nicht aus der Hand legen lassen.

Dieser zweite Band der Serie zeichnet sich durch deutlich mehr an Spannung aus und man könnte ihn fast rasant nennen, wäre da nicht trotz allem die ruhige Erzählweise, die einige Thriller-Fans abschrecken könnte.

Mein Fazit: Für Freunde der ruhigeren englischen Krimis, ein Buch, das ein spannendes Lesevergnügen verspricht und ein kuscheliger Tipp für lange Winterabende.