Und dann war der Teufel los

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ladyviola Avatar

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Mit Merrily Watkins ist Phil Rickman eine besonders interessante und sehr lebhafte Protagonistin gelungen. Sie ist Christin, sie hält an alten Werten fest und ist als Pfarrerin stets um das Wohlergehen ihrer Schäfchen bemüht. Auf der anderen Seite befindet sie sich in der nicht gerade beneidenswerten Situation, Mutter einer pubertierenden Tochter zu sein. Merrilys Welt ist sehr anstrengend und dies macht sich deutlich daran bemerkbar, wie Merrily sich gibt. Ihr größtes Laster ist das Rauchen, doch nicht nur diese Schwäche verdeutlicht, wie stressig Merrilys Alltag ist. Gerade durch die Ernennung zur Beraterin für spirituelle Grenzfragen ändert sich Merrilys Leben so drastisch, dass sie plötzlich absolute Erschöpfung verspürt und ihr nicht nur einmal eine Sicherung durchbrennt.

Interessant ist die Entwicklung von Merrilys Tochter geschildert. Im Zuge ihres jugendlichen Leichtsinns gerät sie in eine Gruppierung, welche ganz andere Werte hat, als Merrily. Jane stößt auf falsche Freunde und wird ungewollt und unbewusst zum Spielzeug dunkler Mächte, doch in dieser Rolle bleibt sie interessanterweise nicht allein, so dass überall in dem kleinen Örtchen schlimme Dinge geschehen. Doch nicht nur das offensichtlich Böse bereitet Merrily Sorgen, sondern auch die Vorurteile, welche ihr, als weiblicher Pfarrerin und erster weiblichen Beraterin für spirituelle Grenzfragen, entgegengebracht werden. Sie muss sich in einer starken Männerdomäne behaupten, gleichzeitig ein Auge auf ihre Tochter halten und zudem sämtliche, ihr übertragenen Aufgaben erfüllen. Dass dies nicht immer hundertprozentig funktionieren kann und sehr an Merrilys Kräften zehrt, macht sie sehr sympathisch.

Da die Geschichte in einer sehr ländlichen Region stattfindet, fällt es Rickman nicht schwer, eine düstere Stimmung zu erzeugen, die sich durch das gesamte Buch zieht.  Der Autor arbeitet mit den verschrobenen Einwohnern Herefords, welche anonyme Briefe verfassen, geheime Treffen abhalten und sogar dafür sorgen, dass eine Leiche auftaucht. Aber nicht nur die normalen Einheimischen sorgen für Abwechslung, denn gleichfalls wimmelt es in der Gegend nur so vor mystischen Erscheinungen. Ansonsten wäre Merrilys Job schließlich hinfällig. Leser, denen es schwerfällt, sich mit geisterhaften Erscheinungen anzufreunden, sollten nicht unbedingt zu diesem Buch greifen, doch alle Übrigen können sich auf eine schaurige Geschichte der anderen Art freuen. Weil sich die mystischen Wesen sehr zurückhalten und eher aus dem Verborgenen agieren, wirkt die Szenerie stets glaubwürdig und in Kombination mit dem Verhalten der menschlichen Charaktere ist die Handlung sehr spannend.

Unterschiedliche Erzählstränge, sowie stark differenzielle Figuren verschaffen der Story zusätzliche Tiefe. Durch die Kopplung der verschiedenartigen Geschehnisse und der emotionalen Verbindung sämtlicher Charaktere wird am Ende des Buches ein gemeinsames, gut passendes Ziel erreicht. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit Phil Rickmans Schreibkünsten, denn dank starker Charaktere und einem interessanten Aufbau der Handlung, sowie einem schönen Schreibstil wurde außerordentlich viel Spannung erzeugt. Unzufrieden ließ mich lediglich der Schluss zurück, denn hier wandte Rickman – ganz im Gegensatz zum restlichen Teil des Textes – ein sehr hektisches Tempo an und das abrupte Ende riss mich viel zu schnell aus der Geschichte. Hier wären die zuvor angewandten, spannungserzeugenden Techniken sehr gut zur Geltung gekommen.