Und dann war der Teufel los

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mammutkeks Avatar

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Merrily Watkins wird von dem jungen, attraktiven neuen Bischof Mick Hunter zur Beraterin für spirituelle Grenzfragen ernannt. Sie belegt einen entsprechenden Kurs bei einem walisischen Pfarrer, bekommt erste Einführungen in die verschiedenen Varianten, wie sich der Satan zeigen kann. Gleichzeitig nähert sich Merrilys Tochter Jane dem Okkulten an, lässt sich von ihrer neuen Freundin Rowenna "auf die falsche Bahn" bringen.

Eine weiterer paralleler Handlungsstrang beschäftigt sich mit Lol, einem Freund der Pfarrerin, der sich für seinen Psychotherapeuten um ein psychisch labile junge Frau (Moon) kümmert, die sich für die Nachfahrin der keltischen Stämme auf einem Hügel oberhalb der Stadt hält.

Das ist nur ein Teil des üppigen Personals dieses Romans: weitere Protagonisten sind Krankenschwestern, ein verrückter alter Pfarrer, die Sekretärin des Bischofs, diverse New-Age-Anhänger, Schüler und Schülerinnen sowie eine Kriminalkommissarin und einige Polizisten. Dazu eine Altenheimleiterin, die BewohnerInnen eben dieses Altenheims, ein obskures Paar, das auf dem oben genannten Hügel wohnt und viele viele mehr. Genau darin liegt auch ein Problem des Romans begründet - kaum eine der Figuren wird ausreichend gestaltet, selbst Merrily, Jane und Lol bleiben eigenartig blass und leblos. Beweggründe für ihr Handeln sind nur selten zu finden.

Merrily bemerkt schnell, dass sich hinter dem modernen Titel der "Beraterin für spirituelle Grenzfragen" das alte System des Exorzismus verbirgt - und wird genauso schnell zu einem ersten Exorzismus herbeigerufen. Ein alter Mann liegt schwer krank im Krankenhaus, verunsichert die Krankenschwestern - und erst recht Merrily. Sie fühlt sich bedroht - auch, weil kurze Zeit später in ihre Kirche eingebrochen wird, sich unnatürliche Begegnungen häufen und sie von Janes Interesse für die Satanisten erfährt.

Exorzismus, christliche Lithurgie, katholische Heldenverehrung, Satanismus und Co. sind dann auch die Hauptthemen des Romans, der leider nicht halb so spannend ist, wie nach dem Klappentext zu erwarten war. Dies liegt auch im Stil Rickmans begründet, der zwar durch äußerst schnelle und häufige Personal- und Raumänderungen ein gewisses Tempo entwickeln möchte, aber diese Wechsel verwirren mehr und bringen die Geschichte nicht voran. Vielfach sind die christlichen Anspielungen auch nicht nachzuvollziehen - vielleicht ein Problem der unterschiedlichen christlichen Sozialisation in Deutschland und England. Immerhin geht es um die Anglikanische Kirche und nicht um die hierzulande eher bekannte katholische oder evangelische Variante.

Trotz aller Kritik war der Roman nicht wirklich schlecht - und ich möchte auch den dritten Teil um Merrily Watkins lesen. Vielleicht auch in der Hoffnung, dass sich hier der Stil verändert und die Figurengestaltung verbessert.