Ein Witwer auf der Spur der Wahrheit

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Maike ist Inhaberin von „Nähschiff & Nadelflotte“. Das ist nicht nur ein Handarbeitsgeschäft, wie ihr Mann Henri erfahren wird, als Maike auf einer Weide durch einen Stier ums Leben kommt. In seiner Trauer versinkt er fast, bis Edda, die Angestellte, ihn mit ein paar kleinen Tricks für den Laden, die Ware und die Treffen begeistern kann. Nach und nach entdeckt Henri, dass seine Frau nicht nur den Laden erfolgreich geführt hat. Und er ahnt, dass Maike einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist!

Dies ist fast schon ein Paradebeispiel für Cozy Crime! Einfach wunderbar ruhig, aber dennoch spannend und hoch interessant! Dabei geht die Autorin neue Wege. Sie löst den Krimi nicht klassisch auf, sondern überrascht den Leser mit einer ungewöhnlichen Idee. Das hat mich erst erstaunt, dann aber höchst zufrieden zurück gelassen, denn endlich mal läuft es wie im echten Leben.

Das Buch ist so angelegt, dass es der Start einer unterhaltsamen Reihe sein könnte. Dazu passt auch das ungewöhnliche Ende. Da werden wir uns wohl überraschen lassen müssen! Ich fände das prima, wobei dann auch die Möglichkeit gegeben würde, dass in einem späteren Band das Ende dieses Bandes quasi den Schlusspunkt finden könnte.

Die Figuren sind wunderbar gelungen! Jede einzelne ist besonders, außergewöhnlich, wunderbar, schrullig, überraschend. Da läuft man nicht Gefahr, darin jemanden wiederzuerkennen, denn diese Figuren sind eindeutig fiktional. Mir gefällt das sehr! Zusammen sind sie alle Teile eines Puzzles und ergeben ein tolles Bild. Dass Edda von allen als „das Fräulein“ betitelt wird, empfinde ich als charmante Stichelei und so passend zu den Menschen aus Bökersbrück, die so herrlich aus der Zeit gefallen erscheinen.

Mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht, spricht Karla Letterman eine ganze Reihe von Themen an, die der Leser dann schön selbst verdauen darf. Das mag ich, denn ich bilde mir gern selbst eine Meinung und den einen oder anderen Anstoß, über Dinge nachzudenken, nutze ich sehr gern, um aus der Wohlfühlzone herauszukommen. Insofern geht dieses Buch weit über den üblichen Cozy Crime hinaus. Man muss es nur sehen wollen!

Die Sprache, die die Autorin dem Protagonisten gibt, ist erfrischend altmodisch für dessen Alter. Aber sie passt zu seiner beschaulichen Art, seiner Introvertiertheit und der Trauer, die er in sich trägt, aber nicht zeigen will. Die Dorfbewohner lassen ihn sein, wie er ist – welch Wunder! Hier akzeptiert man doch noch Dinge, die anderswo Anlass zu Tratsch und Klatsch bieten. Dennoch findet sich dezent versteckt auch jede Menge Humor!

Perfekt ist dieser Roman nicht, nein, aber ein super Anfang für eine Serie. Ich hoffe jedenfalls auf weitere Fälle für den Häkelclub und gebe für diesen Band vier Sterne.