einfühlsam und unaufgeregt

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tayjan Avatar

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Dieses als Häkelkrimi beschriebene Buch trifft die Beschreibung gleich doppelt. Zum einen ist es so sanft und unblutig, dass es in die gängige Kategorie Häkelkrimi passt, zum anderen geht es hier auch um Handarbeiten und ums Häkeln. Allerdings hätte ich dieses Buch vermutlich nicht unbedingt in die Krimikategorie eingeordnet, geht es hier doch weniger um gezielte Ermittlungen als um die Verarbeitung des Tods eines geliebten Menschen.

Aber von Anfang an: Henris Frau Maike wird jung aus dem Leben gerissen. Im Rahmen ihrer gutachterlichen Tätigkeit bei Pferden fährt sie zu einem Hof und wird auf einer Weide, die sie überquert, von einem Stier getötet. Henri ist untröstlich und macht sich Vorwürfe, weil ihre letzten Worte fast ein Streit waren. Neben seiner Trauer muss er sich auch mit dem Handarbeitsgeschäft auseinandersetzen, das Maike geführt hat. Sie hat ihre Arbeit nie nach Hause mitgenommen und er kennt sich mit Handarbeiten auch nicht aus. So will er das Geschäft möglichst schnell verkaufen.

Edda, die einzige Angestellte des Geschäfts, möchte dies jedoch auf keinen Fall und unternimmt alles ihr Mögliche, um Henri dazu zu bewegen, das Geschäft fortzuführen.

Parallel dazu versucht Henri sich aus seiner Trauer herauszuarbeiten, indem er verstehen will, wie es zu Maikes Tod kommen konnte. Doch seine Gespräche mit Bekannten machen ihn mehr und mehr unsicher, ob ihr Tod wirklich ein Unfall war oder ob mehr dahintersteckte.

Klassische Ermittlungen sind also nicht Thema dieses Buches, sondern eher Henris Umgang mit dem Tod seiner Frau. Nur im Rahmen dessen ergeben sich für ihn am Rand Ungereimtheiten, denen er nachgeht, was als Krimiaspekt gewertet werden kann.

Auch wenn der Krimi hier doch sehr zurücktrat, hat mir das Buch sehr gut gefallen.

Die Charaktere und die Geschichte sind gut ausgearbeitet, der Schreibstil flüssig und mitreißend. Ich habe das Buch kaum noch aus der Hand legen können.

Außerdem gelingt es der Autorin, das Thema des Verlusts eines geliebten Menschen einfühlsam zu verarbeiten. Stellenweise wird die Geschichte geradezu philosophisch und regt zum Nachdenken an, insbesondere als Henri sich in einer schlaflosen Nacht entschließt, einen Brief an Maike zu schreiben. Obwohl es um ein trauriges Thema geht, schafft Karla Lettermann es, der Geschichte eine gewisse Leichtigkeit zu verleihen und den Leser zwar zum Nachdenken anzuregen, bei ihm aber trotzdem ein aufmunterndes und positives Gefühl zu hinterlassen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen.