Opfer oder Täter, eines ist ihnen gemeinsam, die Angst vor der Wahrheit

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baronc Avatar

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Nach der Leseprobe war ich schon ziemlich von dem Buch begeistert. Jetzt, wo ich es endlich in vollem Umfang gelesen habe, weiß ich auch, warum. Es vereint all die Elemente, die ein Krimi haben muss, um bis zum Ende spannend zu bleiben. Der Spannungsbogen wird konstant gehalten, bis zum Ende ist es nicht klar, wer der Täter ist und immer dann, wenn der Leser glaubt, jetzt ist es klar, was geschehen ist, passiert wieder eine Wendung, die nicht vorhergesehen werden konnte. Alles in allem also ein echt guter Krimi, doch ist das Buch einfach mehr als nur ein Krimi.

In der Geschichte des Serienmörders aus Wien, sind weitere Geschichten eingewoben, damit sich der Leser mit den Protagonisten anfreunden oder sie auch hassen kann, mit all ihren Stärken, Schwächen und Unzulänglichkeiten. Insbesondere der Umgang mit der Angst ist wirklich gut gelungen. Die Angst davor ,was passiert, wenn man denen, die man liebt, mit der Wahrheit begegnet, mit der Wahrheit warum man nicht lieben kann, mit der Wahrheit warum man nicht vertrauen kann, mit der Wahrheit warum das eigene Leben so verkorkst ist, wie sehr die Angst lähmen kann und man obwohl man es viel besser weiß, nicht in der Lage ist, die richtigen Schritte zu setzen. Die Autorin zeigt wunderbar, wie die Spirale aus Angst und Unwahrheit die Protagonistin immer tiefer in den Abgrund zieht, bis hin zu dem Punkt, wo es nicht mehr viele Auswege aus dem Problem gibt.

Auch der Umgang mit der Problematik, nicht zu wissen, wer man ist, woher man kommt und was einen ausmacht, weil man entweder keine Erinnerung mehr an früher hat oder auch weil alle Erinnerungen und die eigene Geschichte falsch, fremd und unglaubwürdig klingen. Insbesondere in diesem Bereich verschwimmen die Grenzen von Gut und Böse immer mehr und schlussendlich stellt man fest, dass es viel mehr Opfer als die Leichen des 21er-Mörders gibt.

Wenn man ein spannendes Buch, mit einigem Tiefgang und auch Überraschungen sucht, dann ist man hier definitiv richtig.