Wiener Blut, Wiener Blut, Eig’ner Saft voller Kraft, voller Glut…

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kleine hexe Avatar

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Auch in „Mörderische Wahrheiten“, dem zweiten Krimi um die Ermittlerin Lotta Fiore fließt reichlich Wiener Blut. Lotta nimmt die Ermittlungen auf, gleichzeitig aber wird sie von ihren eigenen Dämonen (und das sind reichlich viele) bedrängt. Ihr Vater, Konrad Fürst, ist nach 18 Monaten aus dem Koma erwacht und kann sich an nichts erinnern, ihr Partner Hannes wird von einer jungen Polizistin umschwärmt, zudem halten sie alle für die Tochter von Maria Fiore der verstorbenen großen und weltberühmten Opernsängerin, aber in Wahrheit hatte sie Maria Fiore entführt, als sie 4 Jahre alt war. Mit all diesem Ballast und mit einem sechs Monate alten Sohn, Konny, so ziemlich allein gelassen, versucht nun Lotta ihr Leben in den Griff zu kriegen. Konny ist ein Lichtblick und zum Glück kann sie sich auf ihre Nachbarin Anna und ihre Stiefschwester Henriette verlassen. Denn Hannes ist durch seine Polizeiarbeit dermaßen eingespannt, dass er es nicht mehr nach Hause schafft, um mal Lotta unter die Arme zu greifen. Hinzu kommen die persönlichen Probleme zwischen Lotta und Hannes, Lottas Bindungsängste und eben Hannes‘ junge Kollegin die jedes Mal dabei zu sein scheint, wenn Hannes und Lotta sich wieder mal an einem Tatort oder bei Verdächtigen begegnen. Und nicht zu vergessen, die Morde: Es sind Jugendliche, die mit exakt 21 Messerstichen getötet werden, sie werden alle in der gleichen Kleidung – gelbes T-Shirt und graue Shorts - gefunden, mit dem gleichen pinken Nagellack auf den Nägeln, mit der gleichen weißmachenden Zinkpaste eingerieben. Die gleiche Art von Morden hatten sich 30 Jahre zuvor schon mal ereignet, damals war der Täter ein hoch angesehener Kinderarzt der Wiener High Society. Drei Tage nach dem Tod des damaligen Mörders im Gefängnis beginnt also eine neue Mordserie. Kein Wunder dass Polizeichef Heinz Krump rücksichtslos von Konrad Fürst, kaum aus dem Koma erwacht, verlangt die Ermittlungen in diesem Fall aufzunehmen, denn er hatte damals den Kinderarzt überführt. Doch Konrad Fürsts Erinnerungen kehren nur bruchstückhaft und lückenhaft zurück. Sein Langzeitgedächtnis ist praktisch ausgeschaltet. Und weil Lotta Fiore auf so vielen Ebenen kämpfen muss, kommt es am Ende auch gleich zu drei Showdowns: erstens wird die zweite Mordserie restlos aufgeklärt, zweitens kommt es zur Aussprache zwischen Lotta und Hannes und drittens wird es nun offiziell, dass Maria Fiore tatsächlich nicht Lottas Mutter ist.
Mitreißend geschrieben, möchte man das Buch nicht aus der Hand lassen und die oftmals etwas unorthodoxen Ermittlungsmethoden Lottas genießen, siehe ihre Interaktion mit Primar Hubhauser.
Das Titelbild ist interessant: Die Äste eines Baumes ragen in die Höhe während von oben die Silhouette Wiens ins Bild kopfüber hängt. Damit reiht sich dieses Bild nahtlos an Prangers ersten Wiener Krimi „Wiener Totenlieder“, mit einer Umschlaggestaltung ähnlich aufgebaut, nur ist es dort nicht ein Baum der sein Geäst ins Bild in die Höhe reckt, sondern das Prater Riesenrad, einem der schönsten Wahrzeichen Wiens.