Starke Fortsetzung, aber nicht mein Geschmack

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henrike von buchstabensalat.net Avatar

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Nachdem Band 1 Das erste Opfer mich etwas ratlos und voller Fragen zurückgelassen hat, beantwortet auch die Fortsetzung diese nicht wirklich. Noch immer ist unklar, wer die Fäden zieht und wessen Intrige das eigentlich ist. Es ist ungewiss, wer alles mit drinsteckt, wenn auch nach und nach ein paar Beteiligte entlarvt werden. Weiterhin sterben scheinbar Unbeteiligte, die sich als Opfer des Monday Clubs herausstellen. Aber wer ist im Monday Club, und ist er überhaupt an den Morden beteiligt? Dieses Hin und Her, das Umwerfen von Erklärungen, die sich dadurch als verkehrt herausstellen, das sorgt zwar dafür, dass die Spannung aufrecht erhalten wird und einen gelungenen Bogen zieht, aber mich als Leser hält diese Art des Schreibens nicht unbedingt bei Laune.

Die Charaktere haben seit Beginn des ersten Bandes eine beachtliche und nachvollziehbare Wandlung durchgemacht. Faye wird mir nach und nach sympathischer - wenn ich mich auch nicht unbedingt in sie hineinversetzen konnte, die Situation ist dafür einfach zu merkwürdig und mir fremd -, Josh ist so langsam wirklich unten durch und Luke mag ich zwar, aber er ist mir auch nicht ganz geheuer. Fayes Dad scheint irgendwie die einzige unbeteiligte Person zu sein - wobei ich mir da auch nicht mehr sicher bin - und Liz entpuppt sich als Schachfigur (und die Wendung, die ihre Figur betrifft, hat mich dann doch überrascht), wie die meisten Bewohner Bluehavens. Missy ist wichtiger, als ich vermutet hatte, Donna spielt ein falsches Spiel (was ich irgendwie erwartet hatte), die Jugendlichen der Stadt rotten sich zusammen und helfen Faye, wo sie nur können. Erica Myers scheint dann doch nicht das ultimative Böse zu sein und die Empfangsdame im Krankenhaus steckt auch irgendwie mit drin. Die ganze Stadt kennt Faye, jetzt muss das Mädchen nur noch herausfinden, wer auf seiner Seite ist.

Die Handlung nimmt an Fahrt auf und immer neue Schachfiguren des Monday Clubs - oder wer schlussendlich hinter den Morden und dieser ganzen Hirnforschungssache steckt - erscheinen auf der Bildfläche. Das gefällt mir, es macht die Geschichte aber auch unübersichtlich. Die gesamte Handlung ist ein einziges Durcheinander, und vermutlich ist das auch beabsichtigt. Es ist wie ein Thriller für Jugendliche, der Ängste wie elterliche oder institutionelle Kontrolle über das gesamte Leben, Albträume oder Halluzinationen (ohne Drogenkonsum...) beinhaltet. Die Autorin spielt mit den Ängsten der LeserInnen, und das ziemlich gekonnt. Das muss man auch erst einmal schaffen. Für mich ist das aber einfach nicht das Richtige. Thriller können auch gut sein, doch da muss dann auch irgendwann einmal ein Fortschritt erkennbar sein. Faye und ihre Freunde treten jedoch auf der Stelle - so hat es jedenfalls den Anschein.

Trotzdem ist der Cliffhanger hier dermaßen gut, dass ich tatsächlich darüber nachdenke, das Finale zu lesen. Obwohl mir weder die Lektüre des ersten Bandes noch dieser Fortsetzung die geringste Freude bereitet hat. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Buch gut ist. Es trifft nur einfach nicht meinen Geschmack.

Fazit:
Zweifellos eine starke Fortsetzung und besser als der Vorgänger, aber immer noch nicht mein Fall.