“Und wenn du zu lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.”

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alekto Avatar

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Selten hat es ein passendes Zitat als dies von Friedrich Nietzsche gegeben, mit dem sich ein abgründiger Thriller wie dieser Roman von Nele Neuhaus einleiten ließe (und dass mir bereits als Überschrift meiner Rezension zum Todesspiel von Dolores Redondo gedient hat). Neben dem einleitenden Zitat fällt an der Gestaltung des Buchcovers der prominent platzierte Uhu auf, der eine düstere Landschaft im Schnee beobachtet. Da frage ich mich schon, welche Rolle diesem Vogel wohl noch im Verlauf des Thrillers zukommen wird.
Da Monster den bereits elften Band der Reihe um die Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff-Sander darstellt, habe ich das diesem Buch vorangestellte Personenverzeichnis als hilfreich angesehen, um in die Leseprobe gut hineinzufinden. Gut gefallen hat mir, dass Nele Neuhaus der Leseprobe zu ihrem Thriller Monster durch die lange Einleitung einen besonderen Touch gegeben hat. Denn erst stellt sie dem ganzen einen Prolog voran, der eigentlich ein Epilog ist, da er neun Tage später spielt. Dieser ist wohl aus Tätersicht geschildert, der für den sechzehnten Geburtstag seines Sohnes Jakob alles genau durchgeplant hat, was geschehen soll. Dabei werden mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben und dadurch Spannung auf den bevorstehenden Thriller geschürt. Im Anschluss daran wechselt Neuhaus zur Opfer- reps. Betroffenen-Sicht, wenn sie aus Perspektive der Mutter Anne Böhlefeld schildert, wie sich langsam das Grauen in ihre Gedanken schleicht, als sie feststellen muss, dass ihre Tochter Lissy sie belogen hat, die nicht bei ihrer Freundin Sara ist, sondern spurlos verschwunden ist. Erst dann wechselt Neuhaus zu Kommissarin Pia Sander.
Da bin ich gespannt auf den abgründigen Fall, dem sich Sander an der Seite von Bodenstein zu stellen hat, wenn sie den Mörder eines jungen Mädchens finden will. Dabei hat Neuhaus für ihren düsteren Thriller das passende Wetter gewählt, wenn sie schon im Kapitel der Mutter Anne den intensiven Schneefall, der am 9. Dezember herrscht, und dann die eisigen Temperaturen beschreibt, die mir in die Knochen gekrochen sind, wenn die Eltern sich sorgen, dass ihre Tochter gerade bei diesem Wetter verschwunden ist, was es sogar noch schlimmer macht. Auch der Schauplatz, an dem ihre Leiche entdeckt wird, zu dem Sander gerufen wird, ist vom vorherrschenden Wetter geprägt und so ist die Tote von Eis überzogen. Dabei gefällt mir gut, dass die Covergestaltung passend zu den klimatischen Bedingungen ausgefallen ist. Am weiteren Verlauf von Monster interessiert mich nicht nur die Lösung des Falls, sondern auch die Vielzahl relevanter Themen, die von Neuhaus nebenher aufgegriffen werden So setzt sie sich nicht nur mit den Temperaturen und vorherrschenden Witterungszuständen aus (Stichwort: Klimawandel), sondern thematisiert auch Flüchtlinge, indem der erste Tatverdächtige ein abgelehnter afghanischer Asylbewerber ist.