Aussichtslos

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
clematis Avatar

Von

Die 16jährige Larissa, von allen Lissy genannt, kommt nach dem Eislaufen am Freitagnachmittag nicht mehr nach Hause, auch hat sie nicht, wie geplant, bei ihrer Freundin Sara übernachtet. Als ihre Leiche am Wochenende hinter einem Marienaltar unter der frischen Schneedecke gefunden wird, deuten DNA-Spuren auf einen afghanischen Asylwerber hin, der bereits im Gefängnis gesessen ist. Die Wut der ansässigen Bevölkerung ist groß, allerdings ist Farwad Mahmoudi wie vom Erdboden verschluckt. Bald darauf wird ein Barfüßiger von einem Auto erfasst, der Tote muss aber bereits vor dem Unfall schwer misshandelt worden sein. Zwei Fälle, die aussichtslos erscheinen, denn niemand kann sachdienliche Hinweise liefern, keine einzige Spur führt zu irgendeinem Ziel.
Ein packender Krimi sorgt auf 560 Seiten für großartige Lesestunden und kurzweilige Unterhaltung. Nele Neuhaus schreibt überaus lebendig und vermag die Spannung von Anfang bis zum Ende hoch zu halten und den Leser völlig an die Handlung zu fesseln. Keine einzige Szene ist langweilig, keine Zeile zu viel. Die Kapitel sind übersichtlich auf die Ermittlungstage aufgeteilt, Schauplätze und Blickwinkel wechseln immer wieder ab und enden mit offenen Fragen, sodass der Sog sehr groß ist, stets weiter zu lesen.

Egal, ob man bereits vertraut ist mit dem Team vom K11 oder nicht, die Figuren sind bestens charakterisiert und werden mit wenigen Informationen über deren Privatleben zu ganz realen Menschen mit Stärken und Schwächen. Ihr Handeln wird aus dem Zusammenhang heraus glaubwürdig und authentisch, besonders dann, wenn sie in Gewissenskonflikten gefangen sind. Der Taunus mit seinen kleinen Dörfern, wo jeder jeden kennt und keine sprichwörtliche Leiche im Keller versteckt werden kann, bietet die perfekte Kulisse zu diesem Krimi, denn einerseits herrschen hier Zusammenhalt und Nachbarschaftshilfe, andererseits finden Gerüchte aber auch extrem schnell Verbreitung und säen Misstrauen unter den Bewohnern. Dieses knifflige Mit- und Gegeneinander herauszuarbeiten, gelingt Neuhaus spielend und überzeugend. Werden Missgunst und Argwohn siegen, kann es Gerechtigkeit geben – und wenn ja, dann wie? – das spielt für Pia Sander und Oliver von Bodenstein eine große Rolle und zieht sich wie ein roter Faden durchs spannende Geschehen.

Mich hat dieser Kriminalroman sofort gefesselt mit den phantastischen Ermittlern, die auf der Stelle treten und den gut ineinander verflochtenen Handlungssträngen, die immer dann wechseln, wenn es besonders aufregend ist. Ich spreche sehr gerne eine Leseempfehlung aus und rate dazu, genug freie Zeit einzuplanen, um „Monster“ ohne viele Unterbrechungen genießen zu können.