Gibt es Gott?
Die Leseprobe von Monstergott fesselt durch ihre schonungslose Darstellung eines innerlich zerrissenen Glaubenslebens. Ben und Esther wirken zunächst wie typische Mitglieder einer gläubigen Gemeinde – doch schon nach wenigen Seiten spürt man das Unbehagen, das unter der Oberfläche brodelt. Ben kämpft im Stillen mit Schuldgefühlen und einer innigen, aber schmerzhaften Beziehung zu Gott, die ihn heimlich erdrückt. Esther ringt mit Erwartungen und ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung, gegen eine religiöse Dogmatik, die ihre Identität als Musikerin und Frau untergräbt. Die Sprache ist präzise, stellt Glaubenskonzepte und menschliche Sehnsüchte ebenso knallhart wie zart gegenüber. Man fühlt den Hunger nach einer Welt jenseits religiöser Zwänge – und zugleich die Angst vor dem, was Freiheit kosten könnte. Caroline Schmitt gelingt es, intime Glaubenskrisen und Geschwisterdynamik so lebendig und nahbar zu zeichnen, dass man nicht weiß, ob man Ben und Esther umarmen oder weglaufen möchte. Ein intensiver Einstieg, der noch lange nachwirkt.